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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Seite - 610 -
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610 Freilich ist Kra^na kein großes Epos, sondern eine kurze Erzählung; doch treten Maß, Einfachheit, Würde der Darstellung, Plastik und Leben in den Figuren in seltenem Glänze zu Tage. Das zweite Bündchen enthielt Balladen, Romanzen und lyrische Gedichte. In allen diesen Gattungen erwies sich Miekiewiez als Meister. Selbstverständlich muß seine Ballade der allgemein europäischen ähnlich sein, ausnahmsweise ist sie eine Umarbeitung jener, (wie zum Beispiel die Ilciec^Icn Mucht) der Bürger'scheu Leuore). Selbständig und originell bleibt er doch immer, und manche seiner Balladen wie die 3>vite2ianka, eine bösartige Nixe aus dem See Switez, gehört zu dem Besten, was in dieser Art je gedichtet wurde. Sein begeisterter lyrischer Schwung erreicht in jener ersten Epoche den Höhepunkt in der Ode an die Jugend, die zwar später gedruckt, aber in diesen Jahren gedichtet wnrde. Daß sie nachher mißdeutet und mißbraucht worden ist, indem man sie so verstand, als wäre der jugendliche Enthusiasmus das einzige Princip großer Thaten und demgemäß die Jugend allein solcher fähig, läßt sich nicht leugnen. Als Dichtung aber, als Ode, erreicht sie einen höchst seltenen Grad hinreißender Kraft und Begeisterung. Der Eindruck dieser ersten Gedichte des Miekiewiez war ein ungeheurer. Es war wie ein Sonnenaufgang nach langer, düsterer Dämmerung; eine Offenbarung jener wahren Poesie, nach der man sich so lange, so heiß gesehnt hatte. In dem Leben des Dichters trat aber eine neue, plötzliche, folgenreiche Wendling ein. Jene Studentenvereine, die oben bereits erwähnt wurden, hatten wie gesagt keine politischen Ziele, wurden aber der Regierung verdächtig. Man glaubte (oder gab vor), einen Zusammenhang, wenigstens eine Ähnlichkeit mit den deutschen Studentenverbindungen, mit dem italienischen Earbonarismus und mit einem (in der That versuchten) polnischen geheimen Bunde zu erblicken. Der Gefahr bewußt, die im gegebenen Falle die Universität bedrohen würde, lösten sich die Filareten freiwillig auf. Trotzdem wurde eine große Anzahl junger Leute eingesperrt, darunter auch Miekiewiez. Es gab zwar weder eiueu Thatbestand, noch Beweise, aber Beweise wurden herausgekünstelt; von den Gefangenen wurden einige zur einfachen Kerkerstrafe, andere zur Übersiedelung verurtheilt. Miekiewiez gehörte noch zu den Bevorzugten, denn während andere, wie Zan, in die entlegenen Uralgegenden verschickt wurden, durfte er sich im europäischen Rußland in Staatsdiensten aufhalten. Im Oetober 1824 verließ er Wilua, um nie mehr den vaterländischen Boden zu betreten. Seinen Freunden und Gönnern gelang es für ihn eine Anstellung in Odessa am dortigen Richelieu- Gymnasium zu erwirken. Die Wilnaer Studentenverfolgung brachte in ganz Polen einen erschütternden Eindruck hervor und wurde zu einem der mächtigsten jener Momente, die später den Aufstand vom Jahre 1830 herbeigeführt haben. In Miekiewiez' Leben aber war dies der
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Band 19
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Galizien
Band
19
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.48 x 22.34 cm
Seiten
920
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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