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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Seite - 613 -
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613 Der Dichter war jetzt abwesend, aber sein Einfluß und sein Beispiel wirkten fort und riefen eine rege poetische Thätigkeit hervor, nämlich die der romantischen Schule, welche nach einigen charakteristischen Merkmalen in zwei Gruppen, in die der lithauischen und in jene der ukrainischen Dichter zerfällt. Die ersteren, denen Mickiewicz näher steht, sind von ihm gänzlich abhängig und müssen als bloße Schüler und Nachahmer angesehen werden. Aus der ziemlich großen Anzahl derselben vermochten eigentlich nur drei sich hervorzuthun: Autou Eduard Odyuiec (geboren 1804, gestorben 1885), Mickiewicz' Freund und fanatischer Verehrer, ein Talent zweiten Ranges, dem wir schöne lyrische Gedichte und treffliche Übersetzungen verdanken, Ju l i an Korsak (1807 bis 1855), der sich durch eine schöne Dante-Übersetzung verdient gemacht hat und Jguaz Chodzko (1795 bis 1861), welcher in der Form von Denkwürdigkeiten eines alten Klosterbruders prosaische Erzählungen schrieb, die zu dem Besten gehören, was die polnische Romanliteratur hervorgebracht hat. Die ukrainischen Dichter sind selbständiger und nehmen in der Geschichte der polnischen Dichtung eine viel höhere Stellung ein. Anton Malczewski (1793 bis 1825), verfaßte die Mar ia , ein episch-lyrisches Gedicht, welches jenen des Mickiewicz fast gleich gestellt werden kann und sonst Alles weit übertrifft, was die früheren Romantiker geleistet haben. Leider war die Mar i a kaum vollendet und noch nicht vollständig gedruckt, als ihr Verfasser nach langem Siechthum starb. B ohdan Zaleski (1802 bis 1886), der Ukrainer hat von Natur aus die musikalische Anlage und schwermüthige Stimmung des rnthenischen Volkes geerbt, so daß seine Gedichte an Klang und volksthümlich-schwermüthigem Charakter alle anderen übertreffen. Zur Ausbildung des Versbaues, der leichten, schmiegsamen Sprache, des musikalischen Rythmus hat er mehr als irgend einer seiner Zeitgenossen beigetragen. Seine lyrischen Gedichte sind an Grazie, Empfindung und jugendlicher Naivität beinahe unvergleichlich. Seine historisch-kriegerische Dnmka nimmt in der polnischen Poesie ungefähr die Stellung ein, welche in auswärtigen Literaturen der Ballade zugewiesen wird. Severin Goszczyuski (1803 bis 1876), Zaleskis Schulkamerad und Freund, zeichnet sich durch eine düstere Phantasie und eine leidenschaftliche Natur aus, vor Allem in dem kaniovsski (Schloß von Kaniöw), einem lyrisch-epischen Gedichte. Der Aufstand vom 29. November 1830, in der Geschichte Polens das folgen- schwerste Ereigniß unseres Jahrhunderts, übte auch auf die Literatur einen unberechenbaren Einfluß aus. Besonders in der Poesie, die bis dahin hauptsächlich ihrer Aufgabe als Dichtkunst gerecht zu werden bemüht war, tritt seitdem eine entscheidende Wendung ein. Sie will fortan vor Allem, ja fast ausschließlich zum Ausdruck des Schmerzes, der verlorenen und doch nicht aufgegebenen Hoffnung werden. Alles Übrige geht sie weniger an und wird auch von ihr weniger erwartet. Sie soll all die Gedanken und Gefühle wiedergeben,
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Band 19
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Galizien
Band
19
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.48 x 22.34 cm
Seiten
920
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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