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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Seite - 616 -
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616 Eine prosaische und so zu sagen praktische Anwendung jener Ideen findet sich im Buche der Pilger, welches Mickieiviez in Paris im Jahre 1833 erscheinen ließ. Es ist dies ein im evangelischen Stile verfaßter Codex oder Katechismus der religiösen und patriotischen Pflichten des Emigranten. Die kleine Schrift wurde von den Polen mit Ehrfurcht auf- genommen, von Ausländern in fremde Sprachen übersetzt. (Französisch von Montalembert.) Lammenais erklärt selbst, dem Miekiewiez Vieles entlehnt zu haben. Die erwähnte Scene der Ahnen ist der Kern, aus dem sich später die ganze mystische Richtung der polnischen Poesie entwickelt hat, und zugleich der Schlüssel, der alle Räthsel des weiteren Lebenslaufes des Dichters eröffnet. Auf diese Art hat sich derselbe alle jene Fragen beantwortet, die er in seinem Schmerz an die Vorsehung stellte; die Antwort befriedigte ihn vollkommmen und führte ihn nach anderen zehn Jahren zu einem neuen und letzten Wendepunkt, zu dem Glauben an eine neue Offenbarung. Hier ist die Quelle. Der Strom ergießt sich über die ganze nachfolgende Dichtungsperiode. Die größten Dichter, wie die geringsten sind von ihm fortgerissen. In dieser Grundidee treten natürlich verschiedene Modifikationen ein, sie ist aber und bleibt die herrschende, und bildet den innersten Kern, wie das charakteristische Merkmal der Poesie in jenen Jahren. Im Jahre 1834 erschien l ' aäeus? (Herr Thaddäus), das eapo ck'opera der ganzen polnischen Literatur. Es ist kein heroisches Epos. Große Schlachten und Siege, historische Heldengestalten kommen da nicht vor. Es ist eine an Napoleons russischen Feldzug gelehnte und mit demselben vielfach verwickelte Familiengeschichte. Von seiner unvergleichlichen Schönheit versuchen wir nicht einen, wenn auch nur entfernten Begriff zu geben. Dem deutschen Leser mag „Hermann und Dorothea" einen Begriff von dem l ' a ä sus? geben; nur müßte er dabei denken, daß die unübertroffene Schönheit des Goethe'schen Gedichtes sich in einem viel größeren Bilde entrollt, in welchem gleiche Plastik und Lebendigkeit in einer viel größeren Anzahl und Verschiedenheit der Figuren und Scenen sich bewundern läßt. Wir erlauben uns den Glauben zu erbitten, daß es nicht nationale Einbildung oder Anmaßung, sondern reine Wahrheit ist, wenn wir zu behaupten wagen, unter den epischen. Gedichten des christlichen Enropa gebe es keines, welches dem Homer, und zwar nicht den Götter- und Heldenkämpfen der Jlias, sondern den ruhigeren Scenen und Bildern der Odyssee näher käme, als Mickiewicz' l 'acleus?. Und mit ihm hat der Dichter im 36. Lebensjahre zu dichten aufgehört, und zwar aus fester Überzeugung und Absicht. Noch ehe er den Thaddäus verfaßte, sagte Mickiewicz öfters, die Dichtkunst sei ein leerer Zeitvertreib, eine Vanitas vanitawm und „nur ein Werk könne Werth haben, welches die Menschen zu Gott führt". Auf diesem Wege zu Gott hoffte er selbstverständlich zur Wiedergeburt seines Vaterlandes zu gelangen. Er wandte sich also von der Poesie ab und ist fortan ausschließlich auf die moralische und religiöse
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Band 19
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Galizien
Band
19
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.48 x 22.34 cm
Seiten
920
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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