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äußersten Verzweiflung getrieben sein wird und doch auf Gott vertraut und nie aufhört,
das zu thun, was eben möglich ist, wird er am Ende in langem, nie ermüdendem Wirken
und Schaffen neues Leben finden.
Gefühlvoll, reizbar, schwärmerisch und zum Weltschmerz geneigt, mit einer schöpfe-
rischen, aber unruhigen Phantasie begabt, die seinen Geist stets beherrschte, daher selten
mit sich selbst einig und seiner selbst klar bewußt, ist Ju l ius Stowacki, der vollständigste
Typus eines Romantikers in der polnischen Literatur, ein glänzendes Talent, dem es nur
an Gleichgewicht und Besonnenheit fehlte, um ein poetisches Genie zu sein.
Er war im Jahre 1809
geboren. Sein Vater, ein ver-
dienstvoller Professor der polni-
schen Literatur an der Universität
Wilna, starb frühzeitig. Von
einer Mutter erzogen, die durch-
aus edel und hochgebildet,
aber zu schönseelig und zu
literarisch gestimmt war, hatte
er schon in früher Jugend die
ganze romantische Poesie gelesen
und fing mit Leidenschaft zu
dichten an. Die ersten Gedichte
waren bloße Nachahmungen
Byrons, mit einer Ausnahme
jedoch. Er hat bereits zwei
Trauerspiele geschrieben: den
Mindowe, aus der vorchristlichen Geschichte Lithauens, und die Mar i a S tua r t ; letztere
gleichsam ein erster Theil der Schiller'schen: eine junge Maria in allerlei tragische
Collisionen zwischen Darnley und Bothwell verwickelt. Beide Trauerspiele, wie fehlerhaft
sie auch sind, zeugten von einem ungewöhnlichen Talent. Im Jahre 1831 begab sich -
Skowacki (ohne hinreichenden Grund) nach Frankreich und wurde zum Emigranten. Das
erste bedeutende Werk, welches er hier zustande brachte, war der Kordian. Wiederum ein
Drama, dessen Inhalt mit den Ereignissen des Jahres 1831 im Zusammenhang steht, reich
an schönen Scenen, hie und da von dramatischer Kraft. Stowacki verweilte hierauf in Genf.
Hier verfiel er auf den Gedanken, eine Reihe von Dramen zu schreiben, in denen er die
zum Theil mythische Urgeschichte Polens darstellen wollte. So entstand die Bal ladyna,
ein sonderbares, aber talentvolles Trauerspiel, in welchem die Züge jener Vorzeit,
ttarl Szajnocha.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch