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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Seite - 620 -
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620 sowie einige Situationen Volksliedern und Erzählungen, andere aber Shakespeare entnommen sind. In der Schweiz ist ein Liebesgedicht; nie zeigte die polnische Sprache klangvoller, schmiegsamer, reizender die Liebesträumerei, nie zärtlicher, schwermüthiger, poetischer als in diesem Herzenserguß des armen Stowacki. Als poetische Errungenschaft einer Reise nach Griechenland, Ägypten und Palästina läßt sich außer einigen wunderschönen lyrischen Versen zuerst die Orientreise ansehen, ein Fragment, von der einige Stellen, wie die Nacht im Golf von Korinth, und Agamemnons Grab, zu den Perlen der polnischen Dichtung gehören. Die Erzählung von einem Araber, der sieben Kinder und seine Frau an der Pest verloren hat, wurde in der Phantasie des Dichters zu seinem Meisterwerke; denn das kleine Gedicht, Der Vater der Verpesteten, ist ein solches. Im heiligen Lande soll er auch seinen Anhelli ausgedacht — andere behaupten umgearbeitet haben, ein allegorisches Bild (im evangelischen Stil) der polnischen Emigration vor Allem, aber auch des gestimmten damaligen Polens, voll wehmüthiger Stimmung. Aus dem Orient zurückgekehrt, nahm Stowacki den alten Plan wieder auf, Dramen aus der vorhistorischen Zeit Polens zu schreiben; er dichtete die Lilla Weneda. Ein ruhiges, sanftes Weneden-Volk wird von rauhen, kriegerischen Lechiten überfallen und vertilgt. Die dramatische Fabel dreht sich um Lilla, eine Tochter des Weneden-Königs, die sich für den gefangenen Vater opfert. Der Balladyna ist dieses Gedicht weit überlegen. Der tragische Untergang eines ganzen Stammes ist mit seltener Kraft wiedergegeben. Beniowski, ein episches Gedicht aus der Zeit der Couföderatiou von Bar (1768) in Byrons Don Juan-Art, ist leider unvollendet geblieben. Das epische und episch-lyrische Moment, die Schlachten und Zweikämpfe, die Liebesscenen, die zahlreichen und meisterhaft skizzirten Figuren, die Naturschilderungen endlich machen dies Gedicht zu einer der köst- lichsten Zierden der polnischen Dichtung. Nach dem Auftreten Towianskis wurde Stowacki durch dessen Lehre stark angezogen. Mystische Gesinnung spiegelt sich in seinen letzten Werken mächtig ab. Es sind dies außer einer gewissen Anzahl lyrischer Gedichte zwei Dramen, mystisch und messianisch im Inhalt, calderonisch in der Form. Diesem Umstand verdanken wir eine wundervolle Übersetzung des S t andha f t en Prinzen. Dann ging er an ein Werk, in dem er Alles, was ihm der Geist „offenbart" hat, als unfehlbare Auslegung der Vergangenheit wie der Zukunft niederlegen wollte. Es ist dies der k rö l Ducti (der Geist-König), das größte seiner Gedichte, welches aber unvollendet blieb. Die Metempsychose war in der Towianski'schen Lehre stark betont, und auf diese Idee gründet sich Stowackis Gedicht. Es ist immer derselbe Geist, der sich in verschiedene mythische oder geschichtliche Persönlichkeiten kleidet und wie ein Atlas die nationale Idee nnd Bestimmung trägt. Es bricht aber mit dem XII. Jahrhundert ab.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Band 19
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Galizien
Band
19
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.48 x 22.34 cm
Seiten
920
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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