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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Seite - 622 -
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622 Das ist die Hauptidee, zu welcher Krasinski nach langer, einsamer Geistesarbeit gekommen war und die er fortan in seinen Gedichten verbreiten wird. Im Jahre 1843 erschien sein Przedßwit (Morgendämmerung), in welchem diese politische und philoso- phische Idee ohne jede Verhüllung, klar, präcis, mit dogmatischer Sicherheit und zugleich mit hinreißender poetischer Begeisterung auftritt. Przedswit ist das erste Gedicht, welches Krasinski in Versen geschrieben hat; es ist auch als der Höhepunkt und das letzte Wort jener Richtung anzusehen, die sich seit dem Jahre 1831 immer mehr geltend machte und darauf abzielte, das Räthsel von Polens Schicksalen zu lösen und das Geheimniß seiner Zukunft zu enthüllen. Die Wirkung war eine außerordentliche. Eine schädliche Wirkung, wie jetzt öfters behauptet wird. Allerdings ist Manches in Krasinskis Schriften übertrieben, mystisch, daher falsch; allerdings kann es unwillkürlich zu dem irrigen Glauben bei- getragen haben, ein Recht müsse, weil es eben Recht ist, auch Thatsache werden. Nur darf man eines nicht vergessen, daß der Dichter in seinem Glauben fest, in seiner Hoffnung aber stets und streng bedingt ist, und die Erfüllung derselben immer und ausdrücklich von einem moralischen nnd politischen Fortschritt abhängig macht, ohne welchen Gottes Absichten durchkreuzt und vereitelt werden können. Krasinski hatte soeben den Przedswit (anonym, wie alle seine Werke) veröffentlicht, als ihm ein geheimnißvoller Emissär den Vorschlag machte, einem neuen, sich vorbereitenden Aufstand beizutreten. DerDichter erschrak. Sein politischer Sinn gab sich sogleich Rechenschaft von den Folgen eines solchen Unternehmens. Wie war aber die radical-revolutionäre Leidenschaft — mit patriotischem Gefühl jedenfalls vermischt und an dieses stets appellirend — von dem Vorhaben abzuhalten? Es gab kein Mittel. Der Dichter versuchte das Einzige anzuwenden, was ihm zu Gebote stand: er schleuderte seine Psa lmen der Zukunft in die Welt. Die zwei ersten, jener des Glaubens und der Hoffnung, eine Wiederholung und Bekräftigung des im Przedswit bereits Gesagten. Der dritte aber, der Psa lm der Liebe, eine politische Brochure, die ihresgleichen in der Welt nicht hat und an jene Reden erinnert, mittels welcher der arme Demosthenes sein verblendetes Vaterland vom Untergang zu 'retten suchte. Die Wirkung war auch eine ähnliche. Das begeisterte Mahnungswort wurde von jenen mit Bewunderung aufgenommen, die nicht gemahnt zu werden brauchten; von den anderen als ein Llrimsn luesue pa t r iae verschrien. Stowacki, dessen Freundschaft mit Krasinski seit seinem Beitritt zur Towianski'scheu Secte zu Ende war, schrieb einen in der Form wundervollen Vers an den Verfasser der drei Psalmen, in welchem er ihn der Furcht und Lästerung heiligster Gefühle zieh. So ungefähr stand die polnische Literatur im Auslande vom Jahre 1831 bis 1845. Wie hat sie aber während derselben Zeit aus polnischem Boden ausgesehen?
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Band 19
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Galizien
Band
19
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.48 x 22.34 cm
Seiten
920
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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