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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Seite - 635 -
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635 Kritik überhaupt je geleistet hat. Die damaligen Zustände bewirkten übrigens, daß die ^Viackomosei nicht nur von der russischen Regierung, sondern auch in Österreich verboten wurden. Daher konnten sie nicht den heilsamen Einfluß ausüben, dessen sie fähig waren, nnd bei fast gänzlichem Mangel an Abonnenten auf die Dauer nicht existiren. Das Jahr 1863 eröffnet die neueste, noch nicht abgeschlossene Periode der polnischen Literatur. Die politischen Folgen jener Ereignisse waren so tiefgreifend, daß die moralischen und intellektuellen nicht ausbleiben konnten. Es läßt sich demnach jenes Jahr als ein Wendepunkt in der Literatur, wie in dem gesummten geschichtlichen Zustande der Nation ansehen. Vor Allem ist die Thatsache zu beachten, daß infolge der Censurmaßregeln die Literatur, infolge des veränderten Schulwesens die allgemeine Bildung unter der russischen Regierung sinken mußte. Die erstere fügte sich so gut sie eben konnte den nenen Bedingungen, und mnß eine außerordentliche Lebenskraft besessen haben, wenn sie trotzdem Werthvolles zn leisten im Stande war, und zwar nicht nur auf dem Gebiete der Belletristik, sondern auch auf dem der ernsten Wissenschaft. Die allgemeine Bildung aber schien wie geflissentlich zum Absterben verdammt: durch den Zwang einer fremden Unterrichtssprache, durch die Beschränkung der Schülerzahl, die in öffentliche Anstalten aufgenommen werden durften, endlich durch die Unmöglichkeit, Werke zu lesen, die von der Censur als unzulässig bezeichnet wurden. Unter diesen Umständen mußte selbstverständlich Galizien für die polnische Cultur und Literatur eine Bedeutung gewinnen, die es vorher nicht gehabt, zumal die inneren Zustände der Monarchie seit 1861 die allgemeinen, seit 1865 auch die nationalen Freiheiten dieses Kronlandes sicherstellten. Als die polnische Sprache als Lehrsprache auf allen Stufen der öffentlichen Erziehung eingeführt wurde, als dann die Anzahl der Volks- nnd Mittelschulen und die der Lehrkanzeln an den Universitäten beträchtlich vermehrt wurde, als endlich der wissenschaftlichen Forschung polnischer Gelehrter die hochherzigste Fürsorge zu Theil wurde, mußte das wissenschaftliche und literarische Leben dieses Landes den mächtigsten Aufschwung nehmen. Seine Majestät Kaiser Franz Joseph wird einst in der Geschichte der polnischen Cultur — wenn eine solche je geschrieben werden sollte — als einer der größten Förderer derselben in einem Augenblick, wo sie mit der äußersten Gefahr allmäligeu Sinkens bedroht war, gepriesen werden. Dieser, so zu sagen, geographischen Veränderung, entsprach jene, welche in dem Bewußtsein der Nation vor sich ging. Alles, was seit dem Jahre 1795 als Mittel oder Weg zur Lösung der polnischen Frage gegolten, hatte sich als Täuschung erwiesen. Der Wille aber, und die Pflicht, zu leben, sich zu wehren und zu erhalten, waren geblieben. Wie sollte aber dieser Wille zur That reisen? Vor Allem galt es, sich in der neu geschaffenen Lage zu orieutireu, um zu erkennen, was eben noch nicht verloren war. Daran knüpfte sich die Frage, was zu geschehen habe, nm sich vor neuen Verlusten zu schützen, und die
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Band 19
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Galizien
Band
19
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.48 x 22.34 cm
Seiten
920
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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