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Details auf eine geübte Hand sowohl des Architekten als der Steiumetze und ans ihre
Herkunft aus einer ausländischen Schule hin.
Tas XII. Jahrhundert ist in Krakau durch die Kircheu des heiligen Andreas,
Adalbert und Johannes vertreten, welche durch ihre Lage den alten Weg inmitten der aus
Holz gebauten romanischen Wohnhäuser der Ansiedelung unter dem Schloßberg feststellen.
Aus den erhaltenen romanischen Resten der genannten Kirchen geht hervor, daß Bausteine
von geringen Abmessungen, sogenannte Hackelsteine, das Material für die Wände und daß
sie alle einschiffig eingedeckt nnd nicht gewölbt waren. Wenn die von den Benedietinern
in Sieciechöw erbaute Andreaskirche eine Apsis und zwei Thürme in der Front, die oben
in ein Achteck übergehen, und einen von sächsischen Mustern entlehnten Schinuckapparat
ausweist, zwei andere Kirchen aber keine Thürme besitzen und bei einer das Presbyterinm
durch eine einfache Wand abgeschlossen ist, so zeigen sie andere Einflüsse.
Den Romanismus in anderer Form und die Durchführung in einem nenen Material
treffen wir in Krakau und seiner Umgebung in der ersten Hülste des XIII. Jahrhunderts an.
Mit den französischen Cistereiensern, welche die polnischen Klöster im XII. Jahrhundert
bevölkern und ihre Kirchen im Laufe des XIII. Jahrhunderts bauen, treten Kirchengewölbe
im Geiste des Romanismns auf, aber mit Anwendung des Spitzbogens. Diese außerhalb der
Grenzen des heutigen Galiziens gelegenen Quadersteinbauten üben auf die architektonischen
Denkmäler Krakau's aus dem XIII. Jahrhundert keinen Einfluß aus.
Der Anfang des XIII. Jahrhunderts bringt zum ersten Mal den Gebrauch des
Ziegels in diese Gegenden Galiziens; man bant Kirchen mit Langschiffen oder in Krenzforin
nnd das jetzt ungemein verlängerte Presbyterinm schließt in der Tradition der Cistercienser
eine ebene Wand ab. Dem Dominicanerorden verdankt Polen den Gebranch des glatten
und in Ornamente gepreßten Ziegels: dies hat es mit den Bauten Schlesiens gemein. Der
schönen Kirche des heiligen Jakob in Sandomierz, einem gut erhaltenen Denkmal, sind die
alten Theile der Dominicanerkirche in Krakau verwandt, namentlich ihr Presbyterinm, eine
Stiftung des Krakauer Bischofs Jwou Odrowyz, mit einem Fries aus Formziegeln und
mit einem Arcadenschmnck. Dieser Typus der Ausschmückung findet sich an der Kirche der
Benedictinerinnen in Staniytki, einem Bau aus dem Jahre 1234, der aus Ziegel und
Stein schön aufgeführt ist und im Innern ein Presbyterinm im Geiste des romanischen
Stils und in Verbindung mit einem Kreuzgewölbe auf Gurten mit Anwendung von Rippen
zeigt. Das Schiff mit Gewölben, die aus achtseitigen Pfeilern, welche in der Mitte
aufgestellt nnd mit spitzbogenförmigen Gurten verbunden sind, herauswachsen, bezeichnet
die Übergaugsepoche. Das schönste Mnster des Krakauer Spätromanismus mit Anwendung
des Ziegels und Quadersteines ist die Cistercienser Abteiklosterkirche im Dorfe
Mogita bei Krakau, beendet und confecrirt in der ersten Hälfte des XIII. Jahrhunderts,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch