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Presbytcrinm, ein Bau Kazimir des Großen aus dem Jahre 1358. Ein Theil der Pfarr-
kirche in Krosno gehört in dieselbe Zeit. Die Dominicaner hinterlassen in der Residenz des
Fürstentumes Oswixcim ein schönes Object ihrer Bauthätigkeit, das heute noch als Rinne
durch die Proportionen seines Presbyteriums impouirt. Die Franciscaner übertragen die
Krakauer Gothik unter die Rnthenen nach Krosno, wo jedoch die im Hallensystem erbaute
Klosterkirche nnr in Resten erhalten ist. Die Pfarrkirche in Nowy Sycz, durch Brände stark
verändert, hat zwei Frontthürme, an denen die in Haustein ausgeführten Ornamente und
die Mauerwerke von engen Beziehungen mit der Krakauer Bauschule zeugen. In den
benachbarten Dorfkirchlein Zbyszyce am Dunajec, Lapczyce und Wieloglowy, in der Pfarr-
kirche von Stary Sycz finden wir den Kirchen der Krakauer Umgebung verwandte Typen.
Nach dem Muster der Collegiatkirche in Sandomierz an der Weichsel, das noch
hente jenseits der Grenze Galiziens steht, eines herrlichen Ziegel- und Steinbaues des
Königs Kazimir des Großen, wird die Hallenanlage beim Baue neuer Gotteshäuser im
XV. Jahrhundert beliebt. Wir denken dabei an die Kirche in Biecz, an die Lemberger
Kathedrale, an die Franciscanerkirche in Krvsuo, an die Heilige Krcuzkirche in Krakau und
an einige andere in der Umgebung von Sambor.
Die Lemberger Kathedrale wurde als Pfarrkirche vou der Stadtverwaltung gebaut.
Mau baute an derselbe» sehr lange und schreibt die Grundsteinlegung Kazimir dem
Großen im Jahre 1350 zu, aber erst im Jahre 1479 wurde sie durch den Breslaucr
Architekten Joachim Prouim vollendet. Die späteren Zeiten haben außen die ursprüngliche
Plananlage vernichtet und durch vermeintliche Verziernngcn des Innern ging die Stileinheit
der herrlichen gothischen Strnctur verlöre». Das lange Presbyterium im Polygon
abgeschlossen, mit einem Gewölbe, dessen Rippen durch Dienste auf die Wände übergehen,
ist durch einen Triumphbogen mit dem Vorderschiffe verbunden, das in der dreischifsigeu
Hallenanlage durchgeführt ist. Es gibt uichts Schöneres als diese zwei Reihen erhabener
achteckiger Pfeiler, die behufs Bindung dnrch Bogen auf der Höhe der Gewölbe und behufs
Anbringung vou zierlich gegliederten Diensten constrnirt sind, welche durch zierliche Capitäle
(heute verdcckt) in cin Netzgewölbe mit Kreuzfeldern in die Wölbungen der drei Schiffe
übergehen. Auch hier dient Haustein für die Conftructions- und Zierglieder, dagegen sind die
Außenwände aus Ziegel als Rohbau allsgeführt. Die zwei Frontthürme anf quadratischem
Fundamente zeichnen sich nicht durch gleiche Feinheit der architektonischen Formen aus.
Die Kirche in Biecz wurde im XV. Jahrhundert erbaut, aber ihre Wölbungen und
die Pfeiler der Hallenanlage muß man ins XVI. Jahrhundert verlegen. Sie ist überwiegend
ein Ziegelbau, durch seine Dimensionen imponirend, sündigt dieser Bau durch den Mangel
guter Verhältnisse im Äußeren und Inneren und besitzt keine zierlichen architektonischen
Details.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch