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die herumlaufenden Gesimse demselben den Charakter eines architektonischen Werkes im
Geiste der mittelalterlichen Krakauer städtische« Architektur.
In Biecz hat sich neben der Pfarrkirche eine viereckige Bastei in Ziegelrohbau und
Haustein nach Krakauer Muster erhalten, die später in einen Glockenturm umgeändert
wnrde. In Nowy Sycz steht eine einzige Stadtbastei neben der Burg, in Przeworsk
zeugen deutliche Manerreste von der Zierlichkeit dieser mittelalterlichen Denkmäler.
Nicht minder doenmentiren die Gebäude für wissenschaftliche Zwecke in der Residenz
nnd im heutigen Galizieu das Bestreben nach dem Monumentalen. Wir denken zunächst an
die Universitätsgebäude in Krakau, an die alten Collegien und an die sogenannten Bnrsen
zur Aufnahme der aus der Ferne dahin kommenden Jngend, so die Bnrse des Dtugosz, die
Jerusalemer, eine Schöpfung des Zbigniew Olesnicki, die der Armen und ähnliche. Alles
das ist aber nunmehr verschwunden, so daß hente an die Bauthätigkeit der Jagellouischen
Universität nur das in die Jagel lonen-Bibl iothek umgeänderte sogenannte LolleFinm
ma^us in der Annagasse in Krakau erinnert.
Ans den im Laufe des XV. Jahrhunderts für die Unterbringung der Leetorien und
Wohnungen der älteren Professoren der Universität zusammengekauften Privathäusern
entstand ganz am Ende desselben der heutige Monumentalbau mit dem Arkadenhof, der
einen gemeinsamen Speisesaal und Wohnungen der Collegiateu enthielt, die mit einer
Bibliothek umgeben waren. Die in den letzten Jahrzehnten unseres Jahrhunderts erfolgte
Umgestaltung der Wohnungen in Bibliotheksäle zerstörte nicht den Eindruck des mittel-
alterlichen Baues, der sich von außen durch gemanerte Giebel charakterisirt, die im
Geiste der Krakauer Kirchenbauten des XV. Jahrhunderts nmsünmt sind und innen den
hübschen Hofraum mit charakteristischer gothischer Arkadirung answeist. Die Eingänge in
die alten Leetorien von diesen Kreuzgängen aus bilden gothische Thüren, und eine Reihe
hoher rechteckiger Fenster im Obergeschoß mit Steinkreuzen kennzeichnen die Wohngebände
Krakan's am Schlüsse der gothischen Epoche. Das Krystallgewölbe dieser Krenzgänge ist
die Eigenthümlichkeit jener Bauepoche Krakau's.
Die Renaissance (XVI. und XVII. Jahrhundert) . Der Renaissancestil in
der Architektur Galizieus tritt mit dem ersten Jahrzehnt des XVI. Jahrhunderts als
fertiges italienisches Prodnet in der Kirchen- nnd Profanbaukunst aus; eine allmälige
Ubergangsepoche aus der Gothik gibt es nicht. Der maßgebende Factor ist hier der
königliche Hof, der im Krakauer Schlosse wohnt. Sigmund I., ans dem Jagellonen-
geschlechte, läßt italienische Architekten berufen, um Paläste und Kapellen zn bauen, und zwar
noch vor der Ankunft der Königin Bona in Polen. Mit ihrer Anknnft wird das
italienische Element an dem königlichen Hofe herrschend und den ersten italienischen
Architekten uud ihren Gehilfen folgen zahlreiche befähigte Bildhauer und Banmeister,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch