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Der königliche Architekt, der Italiener Johann Snccatori, entwarf die Pläne und leitete
den Ban. In den Dimensionen minder groß als die eben genannte Kirche besitzt jene
zu Bielany ein einschiffiges Inneres mit Kapellen und ein kurzes Presbyterium. Zum
Schmuck der Kapellenwände wurden schwarze Marmorplatten verwendet. Die Anbringung
der Pilaster im Innern ist stilvoll, die mit Stein verkleidete Außenseite mit Thürmen
verbunden, in deren unteren Theilen sich Kapellen befinden, welche ein Muster edler
Verhältnisse und schöner Stuckdecoration im Geiste der italienischen Renaissance sind.
Zu den Kirchenbaudenkmalen aus dem Beginn des XVI. Jahrhunderts muß man
die Beruardiuerkirche in Kalwarya Zebrzydowska und eine ganze Reihe von
Kapellen, die in ihrer Umgebung zerstreut liegen, rechnen. Es ist dies ein Werk des
Mikotaj Zebrzydowski, des Wojwoden von Krakau. Man sieht da Arbeiten der Jesuiten-
architekten Johann Maria Bernardoni uud Karl Baudart aus Belgien. Neben dem
italienischen Stil treffen wir flandrische Einflüsse. Überhaupt hat in Krakau und in
der Umgebung die Renaissance noch zu Anfang des XVII. Jahrhunderts gewichtige,
oft würdevolle Muster zurückgelassen, die trotz des Stilverfalles mit einem sicheren
architektonischen Formenapparate auftreten. Solche Beispiele sind: die Familienkapelle der
Myszkowski aus dem Jahre 1600 und die Kapelle der Zbaraski aus dem Jahre 1630 in
der Kirche der Krakauer Dominicaner. Die erstere wurde mit einer Quaderkuppel versehen,
deren Außenseite in Schuppenrelief gehauen ist, während das Innere mit Füllungen, (reiches
Ornament mit Cherubinköpfen und eine Reihe von Ahnenstatuen des Geschlechtes) geschmückt
ist. Die Wände sind mit Marmor ausgelegt; das Gebälke wird von jonischen Säulenpaaren
aus Marmor getragen, welche in den Kapellenecken stehen. Die Kapelle der Zbaraski ist mit
schwarzem Marmor vertäfelt, hat eine elliptische Kuppel und effectvolle schwarze Marmor-
säulen an den Wänden mit verkröpftem Gebälke. Es ist eine achtunggebietende Architektur
im Geiste der flandrischen Renaissance mit herrlichem Marmorportale jonischer Ordnung.
Zu diesen ehrwürdigen Werken der Renaissance mnß man auch die in der Mitte
der Krakauer Kathedrale freistehende St. Stanislauskapelle rechnen, mit ihrer vergoldeten
Kuppel und ihren Bronze- und Marmorsäulenbündeln, mit ihren Bronzeconsolen an den
Gesimsen und einer Reihe von Statuen, die aus demselben Materiale gegossen sind uud
am Fuße der Kuppel stehen. Die Kapelle baute Bischof Szyszkowski im Jahre 1627.
Wenn in den erwähnten Architekturdenkmälern Krakaus aus dem Beginn des
XVII. Jahrhunderts eine gewisse Stileinheit herrscht, die sich bei Monumentalbauten
eines edlen Materiales und reicher Stnccodecoration bedient, so finden wir ähnliche
Verhältnisse zur selben Zeit auch an anderen Orten des heutigen Galiziens. Schwieriger
ist es nachzuweisen, auf welchem Wege sich der architektonische Renaissancestil im Süden des
Landes verbreitete, und wann derselbe die Residenzstadt Rutheniens, Lemberg, erreichte.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch