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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Seite - 696 -
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696 Der Bau der Jesuitenkirche in Lemberg, im Jahre 1630 vollendet, eröffnet der Kirchenbaukunst neue Wege, indem er die Architekten nöthigt, sich strenger an die anderwärts herrschende Stiltendenz im Gebrauche von reicher Stuccatur und überladener Plastik zu halten. Während auf dem Schloßberge in Krakau schon herrliche Renaissancepaläste, wie die königliche Wohnstätte des hochsinnigen Sigmund I., erglänzten, wartete die Stadt Krakau noch ziemlich lange, bis ihre mittelalterlichen Häuser mit ihren Giebeln und hohen Dächern das Kleid des neuen Stiles annahmen. Er tritt in einer Reihe architektonischer Details der Profanbaukunst anf, indem Krakauer Steinmetze zunächst zierliche gothische Fenster und Öffnungen mit Renaissancegesimsen, die sie den italienischen Ankömmlingen nachmachten, versehen. Vollständig erhaltene Denkmäler, welche von dieser architektonischen Bewegung ein lebendiges Zeugniß ablegen würden, gibt es vor der Mitte des XVI. Jahrhunderts in Krakau nicht. Es sind nur interessante Details an einigen Gebäuden übrig geblieben, und zwar an den Häusern der Domherrngasse, vor Allem aber an der früher erwähnten, in der gothischen Periode erstandenen Krakauer Sukieuuice. Sie bringen jetzt ein bisher unbekanntes Motiv, das den Renaissancebauten in den polnischen Ländern so eigenthümlich ist, nämlich die sogenannte Attika, welche die horizontale Hauptgcsimsliuic aufhebt, die Dächer maskirt und einen zierlichen Kranz hervorbringt. Die Attika der Sukiennice wurde im Jahre 1557 nach dem Brande dieses mittel- alterlichen Gebäudes erbaut, ganz nach dem Entwnrse des italienischen, in Krakau angesiedelten Architekten und Bildhauers Johann Maria Padovano. Auf den alten gothischen Mauern errichtete er eine Wand, die er mit durch Liseuen getrennten Flachnischen versah, mit Ziegelimposten schmückte und mit einem Gesimse abschloß, das ununterbrochen eine Reihe von Stylobaten mit Masken als Ornament krönt und sie untereinander mit gebogenen Carniesen verbindet. Die Flachnischen erhielten fignrale Malereien, die Ziegel wurden getüncht. Nach diesem System bildete er auch Vorgiebel der Dächer. Nach dem Beispiel der Sukiennice folgt jetzt eine allgemeine Anwendung solcher Attikeu, welche die Dächer der Wohnhäuser, Rathhäuser, Edelhöfe, Klostergebäude, jüdischen Synagogen u. s. w. verbergen. Das wird dann anf Herrenschlösser übertragen und gehört zur Charakteristik der Renaissance in Krakau, am Fuße der Karpathen wie in Rnthenien, bis ans Ende des XVII. Jahrhunderts. Überbleibsel findet man noch an der Krakauer Burg. Eine solche Attika haben das Rathhaus in Taruöw, der alte Schloßhof in Szymbark, die Bastei in Nowy Sycz, die Schlösser in Baranöw und Krasiczyn, die Synagogen in Zötkiew, in Beiz, in Krystynopol und sie verirrte sich sogar in das Schloß von Stare Sioio bei Lemberg und in das Schloß
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Band 19
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Galizien
Band
19
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.48 x 22.34 cm
Seiten
920
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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