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Steingesimse, welche die Sohlbänke der Fenster verbinden. Das Fehlen der Nnstica läßt
sich leicht erklären durch den Gebrauch von Ziegeln und Tünche an den Außenseiten; glatte
Flächen der Außenseiten bedeckt eine Art Sgrafsito, wovon sich Spuren an einigen
öffentlichen Gebäuden in Krakau und Bieez finden.
Vorspringende Fenster, sogenannte Erker, sind der Renaissance-Architektur Krakaus
nicht sremd und sie stützen sich gewöhnlich auf zierliche Kragsteine. Den Frontschmuck bilden
Thore und Portale. Krakau hat eine Reihe schöner Überreste aus dem XVI. Jahrhundert in
den Häusern des Ringes und seiner Gassen bewahrt. Rusticirte Säulen an den Portalen
erscheinen schon in der Mitte des XVI. Jahrhunderts (das Deeanatsgebände in der Dom-
herrngasse, ein Werk des Gabriel Stonski, das Haus der Montelnpi am Ring und ähnliches).
Nach italienischer Art wurden die Höfe der öffentlichen Gebäude und Häuser in
Krakau und Umgebung mit Gängen (Gallerien) umgeben, die auf Säulen gestützt waren.
Die Säule tritt zum ersten Male in dieser Weltgegend auf, nicht blos als Stütze der Bogen,
sondern auch als Tröger hölzerner Architrave nnd der darüber hervortretenden Dächer.
Am frühesten treten Säulen mit jonischen Capitälen auf, so in den Palastgallerien am
Wawel. Charakteristisch ist der Umstand, daß bei dem Auflager mit den mit Holz
getäfelten Decken kurze Geländersäulchen vermitteln, sogenannte Steinkörbe, die auf den
Capitälen angebracht sind; so an den Gallerien des zweiten Stockwerkes am Wawel, an
den Gängen des Obergeschoßes der Sukiennice n. s. w. Die Säulen haben glatte Schäfte; in
dem bischöflichen Palais zeigen die erhaltenen Reste der unteren Gallerie, eines Werkes
des Johann Maria Padovanns ans dem Jahre 1551, jonische Capitäle, die mit ihren
Polstern den Fronten zugekehrt siud. Während der kleine Raum der Höfe der Krakauer
Häuser ihre Umfassung durch Bogengänge italienischer Art nicht erlaubte, treten sie am Ende
des XVI. und in der Mitte des folgenden Jahrhunderts in den Höfen der Burgen und Paläste
der Umgebung und der Universitätscollegien in der Stadt auf, wobei sie die Säulen durch
Bogen binden. Später treten dorische oder toscanische Säulen ans. Aus dem XVII. Jahr-
hundert stammen die Etage-Arkaden im Schlosse zu Niepolomice, sowie jene im Schlosse
Baranöw mit Säulen auf Stylobaten, in dem Palaste in Zywiec, einer Gründung der
Wielopolski, in dem Schlosse von Sucha u. s. w. Theilweise erhalten sind sie durch drei
Stockwerke im Schlosse Wisnicz. Schöne Bogengänge besitzt das Kloster Corpus Christi in
Kazimierz bei Krakau, einen nur zum Theile erhaltenen das Krysztosori genannte Haus am
Krakauer Ring. Häufig laufen in den Haushöfen hölzerne offene Gänge in den Stockwerken
behufs Verbindung der Wohnungen herum, welche auf zierlichen Kragsteinen ruhen, die
durch Bogen verbunden sind, wovon wir ein Beispiel im Eckhause der St. Annagasse
besitzen, einem Werke des Architekten Gabriel Stonski aus dem Jahre 1564, oder in dem
Hause des Dlugosz in der Domherrngasse unter dem Krakauer Schlosse.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch