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Von den für wunderthätige Heiligenbilder in Krakau erbauten Kapellen ist die in
der Carmeliterkirche auf Sand, mit einer über der Kreuzung des Schiffes errichteten
Kuppel, besonders schön und stilvoll, im Innern mit korinthischen Pilastern geschmückt.
Die Kapelle in der Kirche Corpus Christi ist außen mit Rnstica und innen mit schönen
Stuccaturdetails versehen. Von Lemberger Kapellen citiren wir die Kapellen, welche die
Kathedrale umgeben und speciell die zwei ersten beim Eingange (Kampiana), die im Geiste
der flandrischen Renaissance mit Verwendung von Alabaster durchgeführt sind.
Die Sitte des italienischen Kapellenbaues verfällt am Ende des XVII. Jahrhunderts
und damit zugleich die Anwendung der Kuppel für kleinere Kirchenbauten.
Das letzte Stadium zopfiger Kirchenbaukunst in Galizien zeigen in Lemberg die
Dominicanerkirche und die griechisch-katholische St. Georgskirche auf einer Anhöhe hinter
der Stadt. Sie sind sowohl durch ihre Dimensionen, durch ihr Prunken mit der Combination
des Centralbaues, mit Kuppeln auf elliptischer Grundlage, als auch durch merkwürdige
Säulenstellung zuoberst mit der Bekrönung durch Attiken, Obelisken und Spitzen interessant.
Im Innern imponiren Nischen und überkräftige Gesimse.Es ist etwas Theatralisches in diesen
im Geiste des Rococo reich ausgestatteten Jnncnränmen, das an die sächsischen Zeiten in
Polen und an die Residenzstadt Warschau erinnert. Doch das sind Ausnahmsobjecte in
Galizien. Die Zeiten des Stanislaus August documentiren sich durch den Bau der Kirche in
Podhorce mit ihrem Pseudoelassicismus und durch die Kirche in Dukla, eine Stiftung des
Mniszek. Die Synagogen, die meist aus dem XVII. Jahrhundert stammen, weisen schöne
Typen des Ziegelbaues in galizischen Städten und Flecken auf; am gewöhnlichsten ist
der Typus der Bauten mit Attiken, die eine Reihe von Blenden tragen. Diese Attiken,
hinter denen sich die Dächer verbergen, tragen hübsche Zinnen, wie wir sie in der alten
Synagoge in Zötkiew sehen. Eine Charakteristik des Innern oder eigentlich des einzigen
geräumigen gewölbten Saales der Synagoge bilden vier concentrisch stehende, mit Bogen
verbundene Säulen oder Pfeiler, die meistens eine kleine Mittelkuppel tragen. Sie dienen
als Grundlage für die Gurten, welche sich gegen die Wände stützen und das Saalgewölbe
in neun Kreuzfelder theilen. Häufig wird ein erhabenes Emporinm für Frauen in der Etage
über der Vorhalle des Einganges angebracht, wie in den schönen Synagogen in Rzeszöw.
Stilunterschiede mit einer gewissen Beimischung der orientalischen Oruamentation lassen sich
in der barockartigen Durchführung der Decoration in der Synagoge von Przeworsk bemerken,
die schon aus dem XVIII. Jahrhundert stammt. Den Typus jüdischer Synagogen mit
Attiken im Charakter des Barockstiles finden wir in der Umgebung von Beiz und Sokal,
in Nowy Sycz und au vielen Orten nnter den galizischen Ruthenen.
DieArchitekturderjüngstenZeiten.Die ersten Jahrzehnte unseres Jahrhunderts
ließen hervorragende Bauwerke in Galizien nicht erstehen. Die Verwaltung des Landes und
Galizien. 45
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch