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Grodzisko, in den Resten der Erdaufwürfe (Krylos bei Halicz) erhielt sich die Erinnerung
an diese frühmittelalterlichen Schlösser.
Als die ältesten Reste gemauerter Burgen, die heute überwiegend Ruinen sind,
haben wir das Schloß Tenezyn, den Stammsitz der Toporezyk, Melsztyn am Dunajec,
Odrzykon bei Krosno, geringfügige Reste des Schlosses bei Tarnöw, des Stammsitzes
der Leliwiten in Sobien bei Lisko und kleine Starostenburgen am Dunajec und Poprad
bei Czorsztyn, Rytro, Tropie, Czchöw n. s. w. zu betrachten. Sie weisen die mittelalterliche
Anlage auf, obwohl Schmuckdetails der Gothik, welche ihnen architektonische Bedeutung
geben würden, fehlen.
Eine der schönsten Ruinen mittelalterlicher Schlösser in Galizien ist Kamieniee,
das heute den Namen Odrzykon trägt, in der Nähe der Stadt Krosno, der Stamm-
sitz der Moskorzewski, welche von diesem Schlosse den Namen Kamieniecki angenommen
haben. Es erhebt sich ans einem Felsrücken, dessen höchsten Theil ein umfangreicher
Donjon einmmmt, im Fünfeck mit Hnrdengallerien am Giebel gebaut, von denen Kragsteine
übrig geblieben sind. Es umfaßte die zweistöckige Wohnung der Herrschaft, eine Kapelle
und Poterne. Der Eingang führte dnrch ein gothisches Thor und durch eine Zugbrücke
von dem niedriger gelegenen Theile, der die Wohnung der Hofleute und die Zimmer der
Besatzung umfaßte. Im Schloßhofe befand sich ein einziger Brunnen inmitten der Ver-
theidignngsmanern mit einer hervortretenden viereckigen Bastei. Hier war die Rüstkammer.
Die Hofleute und die Besatzung erhielten kein Wasser, wenn sie nicht durch den Donjon
gingen. Die niedriger gelegene Vorburg bewahrte die Überreste der Wirthschaftsgebäude
und einen am Eingange als Wachtthnrm dienenden Felsen. Das Schloß wurde 1657 von
Rakoczy niedergebrannt und erhob sich seitdem nicht wieder.
Die Burg Melsztyn liegt auf einer bedeutenden, oben künstlich bepflanzten Anhöhe
am Dunajec. Sie wurde im Jahre 1340 von Spytek, dem Kastellan von Krakau, erbaut.
Erhalten sind noch der hohe Thurm mit Wohnungsetagen und Schießscharten, die in
den Zimmerwänden neben den gothischen Fenstern abwechselnd angebracht sind, mit einer
Commnnication und mit guten Stapelplätzen, zu denen man auf Leitern gelangt, ferner
Reste der Unifassungsmauern und Spuren der Paläste des Laurenz Spytek aus dem
XVI. Jahrhundert.
Das Schloß Tenczyn bei Krzeszowice erbaute um das Jahr 1319 Nawöj, der
Ahnherr des Geschlechtes Txczynski, vom Wappen Topör. Die herrlichen Ruinen erheben
sich auf bedeutender Anhöhe inmitten von Wäldern, mit dominirendem altem Donjon,
Resten der Kapelle und zweistöckigem Wohngebäude. Der Weg zum Thurm führt aus der
Borburg zwischen Mauern, den Eingang zur Vorburg vertheidigt ein im Grundriß kreis-
förmiger Barbakan mit zwei Reihen von Schießscharten, vor ihnen finden wir Spuren der
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch