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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Seite - 722 -
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722 dem Leben Christi und verdient besonders deshalb Beachtung, weil er in der Gestalt eines der drei Könige das Bildniß des Königs Ladislaus Jagietto, des Gründers der jagellcmischen Dynastie ausweist. Endlich besitzen wir in der St. Kathariuenkirche das ausgeprägteste Werk, das uach unserem Dafürhalten ebenfalls ans der Krakauer Zunft hervorgegangen ist: einen großen, aus den ersten Jahren des XVI. Jahrhunderts stammenden, dem heiligen Johannes dein Almosenspender geweihten Altar mit einer großen Anzahl von Bildern auf den auf beiden Seiten bemalten Flügeln, der mit der kräftigen Charakteristik seiner Figuren und seinem lebhaften, zum Goldgrund gestimmten Colorit zu den besten Schöpfungen der Krakauer Malerei jener Zeit gehört. Wenn man auch in jüngster Zeit mit Recht dem flandrischen Einfluß auf die gesammte Malerei des Nordens nicht mehr die große Bedeutung beimißt wie früher, so ist doch bei den erwähnten Werken die Annahme eines solchen Einflusses nicht unbedingt zu verwerfen. Die Stadt Krakau stand ebenso wie die anderen Hansestädte durch ihre Kaufleute mit Flandern in Berührung. Ja , noch mehr, ebenso wie nach Lübeck und Danzig, wurden anch uach Krakau und seiner nahen Umgebung flandrische Gemälde aus Gent und Brügge verschrieben. Zu Ende des XV. Jahrhunderts bestellte Jakob Szydtowiecki, einer der Würdenträger am Hofe der Jagelloueu, Bilder aus Flandern zur Ausschmückung der Altäre in den von ihm gestifteten Kirchen. So können diese Bilder allein schon auf manchen der Krakauer Maler Einfluß ausgeübt haben, abgesehen davon, daß in einzelnen Fällen einer oder der andere der Malerlehrlinge nach dem Freispruch seines Herrn die pflichtmäßige Wanderschaft nach dem fernen Flandern unter- nommen haben mag. Am auffallendsten scheint sich dieser Einfluß in jenem Bilde des fürstlich Czartoryski'scheu Museums zu zeigen, das mit dem Monogramm A. G. und dem Datum l517 versehen ist und aus der uun abgetragenen Kirche des heiligen Michael auf dem Wawel stammt. Allein nicht nur die fernere oder nähere Verwandtschaft mit der Nürnberger Schule oder der flandrischen Malerei ist es, was uns bei den Krakauer Malern auffällt; es gibt unter den von uns erwähnten und sonstigen Gemälden auch solche, in welchen der schwäbische Charakter vorherrscht. Das Krakauer National-Mnsenm besitzt ein Gemälde — die sogenannte „heilige Sippe" — mit blassem Fleischton, langgezogenen Gesichtszügen und Inschriften tragenden, flatternden Bandrollen, deren Charakter die untrüglichsten Merkmale schwäbischer Schule trägt. Da jedoch Leute aus den verschiedensten Gegenden Deutsch- lands zu verschiedenen Zeiten nach Krakau und anderen Städten Galiziens einwanderten, wie dies die städtischen Bücher nachweisen, so kann es gar nicht Wunder nehmen, daß sich, bei einein Überblick über die ganze Hinterlassenschaft mittelalterlicher Malerei außer de» angedeuteten auch noch die verschiedensten anderen Richtungen vorfinden.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Band 19
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Galizien
Band
19
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.48 x 22.34 cm
Seiten
920
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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