Seite - 730 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19

730 versehen, was ein Zusammenwirken verschiedener Maler bei deren Ausführung beweist. Der berühmteste und bekannteste Krakauer Miniaturencodex jedoch ist der in seiner Art einzig dastehende picturaws" von Balthasar Behaim in der Jagellonischen Bibliothek aus den Jahren 1500 bis 1508, dessen Abbildungen das ganze städtische nnd zünftige Leben jener Zeit illustrireu. Sie sind unbestreitbar von einem weltlichen Maler verfertigt, an dem mau den Einfluß der Holzschnitte ans Brandts „Narrenschiff" erkennen kann. Von demselben Meister stammen viele nnd noch weit reichere Miniatnren in dem Poutificale des Erasmus Ciotek, Bischofs von Ptock, welches im fürstlich Czartoryski'scheu Mnseum aufbewahrt ist und Darstellungen enthält, welche sich auf das kirchliche und sogar auf das höfische Leben (Krönung des Königs und der Königin) beziehen. Die Bibliothek des Domkapitels besitzt als Spende Sigismunds I. ein Evangelienbuch, das reich und prächtig von verschiedenen Malern illuminirt worden ist, unter welchen man leicht auch jenen erkennen kann, welcher die beiden anderen Codices illnminirtc. Endlich können wir die prachtvollen Pergamentsolianten der Bibliothek der Grafen Zamojski in Warschau uicht unerwähnt lassen, welche die Lebensgeschichte der Erzbischöfe von Gnesen enthalten, ferner den ,1über (Zeneseos" der Szydlowiecki's in der Dziatyuski'schen Bibliothek in Knrnik im Großherzogthnm Posen und noch ein Evangelienbuch der Domkapitel-Bibliothek, welche alle mit unzähligen, ganze Seiten bedeckenden Miniaturen angefüllt sind und alle einer und derselben, aber von den früher erwähnten verschiedenen Schule angehören, jedenfalls aber in Krakan angefertigt sind. Die ganze Pracht der Renaissancezeit leuchtet uns in den Gold- und Lazursarben dieser Bücher entgegen. Wir ersehen aus ihnen, daß die Entwicklung der Krakauer Miniaturmalerei zu Ende des XV. und zu Ansaug des XVI. Jahrhunderts gleichen Schritt hielt mit dem Glänze des königlichen Hofes und dem Aufblühen der jagellonischen Universität. Auch die ersten Krakauer Drucke waren in vielen Fällen mit Holzschnitten nach den Zeichnungen von Krakauer Miniaturisten geschmückt. Dies gilt hauptsächlich von den Drucke» Caspar Hoch- feders ans dem Jahre 1504 und Johann Hallers von Rothenburg an der Tanber ans den Jahren 1508, 1511, 1526 nnd 1528. Diese Heransgeber haben übrigens auch viele Holzschnitte zu ihren Publikationen aus Nürnberg und Angsbnrg entlehnt. Allein nicht nnr die Miniaturmalerei uud theilweise der Holzschnitt blühten in Krakau, sondern es begann auch der Kupferstich sich hier zu entwickeln. Die Kupferstiche von Veit Stoß, welche hente so selten nnd von den Sammlern so sehr gesucht siud, wurden zum größten Theile hier ausgeführt, wie dies nicht nnr ihr Stil beweist, welcher der ersten Periode des Meisters entspricht, sondern das Wasserzeichen ihres Papiers, das wir gleicherweise auf den damaligen Krakauer Handschriften wahrnehmen. Wenn wir hinzufügen, daß im XV. Jahrhundert in Kirchen nnd Palästen der damaligen jagellonischen Residenzstadt neben den Künstlern des