Seite - 739 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19

739 Grabmal des Königs Kaziiiiir mit seinem edlen, leichten Baldachin nnd der Gestalt des Dahingeschiedenen in Lebensgröße, dessen Füße sich ans einen heulenden Löwen stützen. Ein Vergleich dieser beiden Denkmäler des Vaters und des Sohnes veranschaulicht uns mit voller Deutlichkeit den Unterschied zweier Zeitalter, einerseits das sich aus Trümmern erhebende, anderseits das zu ungeahnter Machtfülle emporgestiegene Reich. Das Grabmal Kazimir des Großen, welches aller Wahrscheinlichkeit nach von seinem Nachfolger Ludwig dem Großen, König von Ungarn nnd Polen, und vielleicht auch von der Mutter des letzteren, Elisabeth, Kazimirs Schwester errichtet wurde, welche eine Zeit hin- durch als Stellvertreterin des Sohnes iu Krakau regierte, erinnert in Stil und Technik an das vornehme Grabmal der Gattin des Krakauer Bürgers Borek aus dem Jahre 1373 in der Franciseaner- kirche, welches vielleicht seine Entstehung demselben Meißel verdankt. Es ist gegenwärtig durch einen der Altäre ver- deckt; wir besitzen davon jedoch getreue Abbildungen. Das Grabmal Ladislaus Jagiettos aus dem Jahre 1434 steht, trotzdem daß anch hier eine Portrütfignr angebracht ist in jeder Beziehung um vieles tiefer. Es verliert mnsomehr, als es in der Nachbarschaft des Grabmals Kazimir des Jagellonen vou Veit Stoß errichtet ist. In einer schönen Marmorplatte in der Marienkirche, welche den im Jahre 1510 verstorbenen Krakauer Bürger Bethmann darstellt, sieht man noch deutlich die Traditionen des Mittelalters. Gleichwohl ist zur selben Zeit in Krakau bereits die italienische Renaissance aufgetaucht, die nun eine neue Epoche anbahnt und die Denkmäler der Hauptstadt wie des Landes in Bezug auf Ursprung, Stil und Charakteristik 47- Thaddäus Konicz: Selbstbildniß.