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umzugestalten beginnt. Die deutschen Einflüsse treten nnn in den Hintergrund und räumen
den Platz, den sie in der Entwicklung der Cnltnr eingenommen, den sich immer kräftiger
und mächtiger entfaltenden Einwirkungen Italiens.
Das erste Denkmal der Renaissance in Krakau und, wie es scheint, im ganzen
damaligen Polen ist das große Grabmal des Königs Jan Olbracht, das ihm von seiner
Mutter Elisabeth von Österreich und seinem Bruder, dem damaligen Prinzen Sigmund,
in den Jahren 1502 bis 1503 errichtet wurde. Es ist umso charakteristischer, als es beide
Kuustrichtuugen in sich vereinigt. Die Figur des Hingeschiedenen ist von einem unter-
geordneten Schüler Veit Stoß' ausgeführt und eine nahezu getreue Abbildung des Grab-
mals Kazimir des Jagellonen, wenigstens was Gewandung und Anordnung betrifft,
während die Nische, in welcher diese Figur untergebracht ist, vollkommen italienisch und
im Renaissancestil in den Proportionen und dem Umfange eines großen Portals gehalten
ist, mit Ornamenten im Stil des nördlichen Italiens vom Ende des XV. Jahrhunderts
und mit einem Gepräge, welches im Aufbau an das berühmte Grabmal des Bischofs
Rovarelli in Ferrara erinnert. Von dein nämlichen Künstler stammt die Ausschmückung der
ältesten Theile des Krakauer Schlosses. Jenes Grabmal war übrigens in diesen Jahren
keine Ausnahme und kein sporadisches Ereigniß, sondern erklärt nns sowohl durch seinen
Stil als durch das Datum seiner Entstehung die sehr verschiedenartigen, aber stets mit
dem erwähnten Denkmal verwandten Renaissancemotive, welche die gothische Ornamentik
einiger gleichzeitiger Bauten durchziehen. Es ist der Anfang jener großen Bewegung und
jener so fruchtbaren Thätigkeit italienischer Künstler am Hofe der Jagellonen, welche von
nun an die künstlerische Eigenart der auf uus gekommenen Denkmäler Krakaus und Polens
bestimmen. Im neuen Geiste und Charakter ausgearbeitet sind schon die Grabmal'
platten der Bischöfe Kouarski und Chojenski aus den Jahren 1525 und 1538; am
glänzendsten bethätigte sich aber die nene Richtung unter der Regierung Sigismunds I.
bei dem Bau der Sigmundskapelle, welche in den Jahren 1520 bis 1530 durch den
Florentiner Architekten und Bildhauer Bartolomeo Berecci vollendet wird. Zur Aus-
führung der Details ihrer ungemein mannigfaltigen und so reichen Ausschmückung wird
ein Schüler Lorenzo di Marina's, Giovanni Eini aus Sieua berufen und später der im
nördlichen Italien schon ein gewisses Ansehen genießende Gian Maria Padovans.
Nach ihnen kommt, um nur der Allerbedeuteudsten Erwähnung zu thun, der Medailleur,
Goldschmied und Kupferstecher Jacopo Caraglio, wohl auch Domenico Veneziano und
zuletzt auch der Stuccator Bartolomeo Ridolsi. Ganze Reihen prächtiger Grabmäler,
gewöhnlich in rothem und, wie es scheint, theilweise in polnischem Chenciner, vornehmlich
aber in ungarischem und Salzburger Marmor ausgeführt, erheben sich in Krakau und
in den verschiedenen Kirchen des Landes. Nicht nur der Hof, sondern nach ihm auch die
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch