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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Seite - 752 -
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752 Auf solchen Bilderwänden findet man kleine Gallerien von Bildern nebeneinander gestellt, die man sonst abseits der gebahnten Wege an unbekannten Orten suchen muß. Die schönsten Ikonostasen findet man in Rohatyn unweit Lemberg, in Bohorodczany bei Stanislan und in Lemberg selbst. Die Rohatyner Bilderwand aus dem Jahre 1649 hat 47 Bilder, die von Bohorodczany ans der zweiten Hälfte des XVII. Jahrhunderts 43; die Wan daber, welche den Altar der Kirche der heiligen Paraskewe in Lemberg verdeckt und späteren Datums ist, zählt 70. Die Bilder sind von sehr ungleicher Größe, die meisten sehr klein. Bei allen fällt die schöne und sorgfältige Technik, die Lebhaftigkeit der Farben und der Glanz des Colorits auf. Den größten Werth jedoch hat unter ihnen die Jkonostasis von Bohorodczany. Auf einem Hintergrund byzantinischer Traditionen kann man bei ihnen bald mehr oder weniger ins Auge springende westländische Einflüsse wahrnehmen. So in Rohatyn, vor Allem aber in Bohorodczany in untrüglicher Weise den niederländischen Einfluß, welcher übrigens an vielen, aus derselben Zeit stammenden Werken der Malerei vom Berge Athos ebenso ersichtlich ist. Hingegen zeigen sich in den Gemälden der Jkonostasis der Kirche der heiligen Paraskewe in Lemberg italienische Einflüsse. Der locale Charakter des Schmuckes und der Typen tritt hier verhältnißmäßig weniger als in den bescheidenen Ikonostasen der Dorfkirchen hervor, welche keinen Anspruch auf künstlerische Bedeutung erheben. Einige Namen rnthenischer Maler aus der Entstehnngszeit unserer Ikonostasen sind uns überliefert, so: Fedor Sienkowicz, dessen im Jahre 1630 Erwähnung geschieht, ferner Nicolaus Petrachuowicz, im Jahre 1637 genannt, beide in Lemberg; es berechtigt uns jedoch nichts, sie mit den bekannten Ikonostasen oder anderen erhalten gebliebenen Werken der rutheuischeu Kirchenmalerei in Verbindung zu bringen. Die Bildhauerei fand in Ostgalizien, wie überhaupt in der ganzen byzantinischen Welt keinerlei Feld für ihre Entwicklung; sie beschränkt sich auf die Holzschnitzerei an den Thüren und den Rahmen der Ikonostasen, zeigt uns jedoch innerhalb dieser engen Grenzen Beispiele eines Reichthums, ja, einer Leichtigkeit und Anmuth, die dem Stile der Renaissance, namentlich der Spätrenaissance entspricht. Nach dem großen Zusammenbruche, der die Bestandtheile des einst mächtigen Reiches auseinanderriß und jeden der Theile in andere Verhältnisse und unter eine andere Herrschaft versetzte, ist es uicht zu verwundern, daß diese Theile sich lange Zeit hindurch als eine zertrümmerte Einheit betrachteten und nur daran dachten, in ihren früheren Zustand zurückzukehren, sich wieder miteinander zu vereinigen. In der ersten Hälfte des XIX. Jahrhunderts träumte man nur von diesem Ideal uud lebte nur im Streben nach dessen Verwirklichung. Es kam die Zeit der größten Dichter, welche die polnische Nation hervorgebracht hat: Mickiewicz, Stowacki, Krasinski, Namen, welche das ganze Leben des Volksgeistes in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts in sich zusammenfassen.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Band 19
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Galizien
Band
19
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.48 x 22.34 cm
Seiten
920
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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