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Gepräge auf und trotz der verschiedenartigen Einflüsse, welche ans sie wirkten, verloren sie
ihren heimatlichen Charakter nicht. Sie schöpften ihre Kraft im localen Boden und
empfingen von ihm ihre Vorbilder und ihre Eingebungen. Aus diesem Nivean heraus
erheben sich jene zwei Künstler, die wir nannten und deren Namen überall bekannt sind.
Arthnr Grotger (geboren in Ottyniowice in Ostgalizien 1837, gestorben in
Amelie les Bains 1867) war ein Schüler Maszkowski's in Lemberg, eine Zeitlang
an der Krakauer Schule, später ein Schüler Ruben's und Schwind's. Er malte Ölgemälde,
Porträts und Genrebilder, Aquarelle verschiedener Art, doch seine bedeutendsten Werke
waren die auf Cartons mit Kreide gezeichneten Cyklen, wie: „Warschau", „Polouia",
„Litnania", endlich der im Besitze Seiner Majestät befindliche „Krieg". Beim Anblick dieser
Werke voll Poesie und Anmuth neben oft genialer Erfindungsgabe im Benützen der Motive
und in der Komposition ergreift uns ein gewisser fchwermüthiger, gleichsam zu Chopin'scher
Mnsik gestimmter Zauber, welcher in unserem Gedächtnisse haften bleibt. Das Bild:
„Der Tod, durch Lithauens Urwälder eilend", gibt uns einen Maßstab dieses Gefühls
und dieser patriotischen Stimmung.
J a n Matejko wurde zu Krakau im Jahre 1838 geboren und starb daselbst im
Jahre 1893. Man kann sagen, daß Krakau, dieselbe Stadt, in welcher die polnische
Geschichtsforschung unseres Jahrhunderts begründet wurde, seine Wiege, seine lebenslängliche
Wohnstätte und das Feld seiner so ungewöhnlichen und fruchtbaren Thätigkeit gewesen ist.
Ganze Reihen kolossaler Gemälde, wie „Rejtan auf dem Reichstage zu Warschau" welches
sich im Besitze der kaiserlichen Hofmnseen befindet, ferner: „Pater Skarga, am Hofe
Sigismunds III. den Verfall des Reiches vorhersagend", „Die Schlacht bei Tannenberg",
„Die Huldigung des Herzogs Albrecht von Preußen", „Die Lubliuer Union", „Johann
Sobieski vor den Thoren Wien's", „KoHcinszko vor Ractawice", endlich zwanzig geniale
Skizzen zur Geschichte der Civilisation in Polen, einer Anzahl größerer und kleinerer
Bilder und Skizzen nicht zu gedenken, haben die gesammte Geschichte Polens in
ihren glücklichsten und traurigsten Momenten vor den Augen der Nation, ja der ganzen
Welt vorüberziehen lassen und durch die kraftvolle Charakteristik historischer Gestalten
dauernde Typen hingestellt, welche auch künftige Geschlechter noch erkennen werden. In
seinen letzten Lebensjahren schmückte er das Innere der Marienkirche in Krakau aus, und
man kann sagen, daß er mit dem Pinsel in der Hand hingeschieden ist, ehe er sein letztes
Gemälde vollendet hatte, welches die Stadt Lemberg nach seinem Tode erwarb. Man
hat ihn mit Recht als den letzten Historienmaler des Jahrhunderts bezeichnet, „welcher tiefe
Überzeugung besaß und gläubig war". Er malte so, als ob er eine Mission zn erfüllen hätte.
Bei aller archäologischen Treue der Details waren weder der Schmuck noch das Costüm
oder die äußere mehr oder minder malerische Einkleidung die Hauptsache in seinen Werken,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch