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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Seite - 764 -
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764 sondern der Mensch, seine historische Rolle und die Umstände, auf deren Hintergründe wir ihn dargestellt sehen. Edelgesinnt und dnrchans uneigennützig, verschenkte er seine Gemälde, als ob sie ihn nichts kosteten und trug, durchdrungen von dem Priesterthnm der Kunst, den Rnhm seines Vaterlandes auf den Flügeln seines eigenen Ruhmes nach den beiden Hemisphären der Erde. Man kann nicht sagen, mer sein Lehrer gewesen sei. Sein größter Lehrer war die historische Vergangenheit seiner Heimat und vor allem Krakau mit seinen Denkmälern und Wahrzeichen entschwundener Größe. Derjenige, welcher seit Matejko's Jugendzeit am meisten auf den Charakter seiner künstlerischen Thätigkeit ein- gewirkt hat, war Veit Stoß mit seinem Altar in der Marienkirche. Wenn wir jedoch einerseits in Matejko's Gemälden insofern eine Ähnlichkeit mit Veit Stoß finden, als auch bei ihm die Tendenz hervortritt, die Gestalten im Detail und in der Gewandung mit Nachdruck, ja manchmal mit Übertreibung herauszuarbeiten, so finden wir anderseits auch eiuen Wiederschein der in Krakau so zahlreichen und bedeutenden Denkmäler der italienischen Spätrenaissance mit ihrem barocken Zuschnitt in seiner Kunstthätigkeit. Der so kräftig accentnirte Naturalismus der späten Gothik, sowie die barocke Breite des Contours und der Formen, das sind, bei einer gewissen Hinneigung zur Üppigkeit und einem außerordentlichen Reichthum, die charakteristischen Merkmale von Matejko's Talent. In ihnen liegt seine Kraft, in ihnen aber zugleich auch in vielen Fällen seine Schwäche. So ist Matejko derjenige polnische Maler der Neuzeit, an welchem sich der Einfluß jeuer Cultureutwickluug, die wir oben zu schildern versuchten, greifbar nachweisen läßt. Auch bei Grotger fehlt dieser Einfluß nicht, allein er tritt bei ihm nicht so unmittelbar, weniger bestimmt umschrieben, weniger greifbar und plastisch hervor. In diesen zwei Künstlern hat die polnische Malerei des XIX. Jahrhunderts ihre hervorragendsten uud charakteristischesten Repräsentanten gefunden. In Grotger's Kunst spiegelten sich Phantasie und Gefühl wieder, in jener Matejko's aber die Lebenselemente des Volkes und der Charakter, welchen ihr die Vergangenheit verliehen hatte. Man kann sagen, daß sie einander gegenseitig ergänzten. Mit dem Tode Matejko's waren die Zeiten der historischen Malerei vorüber. Die jüngste, schon in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts geborene Generation, welche ihrer großen Mehrzahl nach die jetzt lebende Phalanx ausmacht, wandelt auf anderen Wegen. So wie die Gesellschaft heute vor allem mit ihrer inneren Entwicklung, mit ökonomischen uud socialen Angelegenheiten beschäftigt ist, so haben sich auch die heutigen polnischen Maler dem Volke, der Natur und den modernen Ideen und Bestrebungen zugewendet. Alle Strömungen, welchen die Kunst der letzten fünfzig Jahre unterworfen war, spiegelten uud spiegeln sich in ihrer Kunstthätigkeit wieder. Der bis znr höchsten Übertreibung gehende Realismus, der Naturalismus mit all seinen Folgen, der Impressionismus mit seinem Raffinement koloristischer Abtönung, das aus vielen Gründen so berechtigte „plein-air",
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Galizien, Band 19
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Galizien
Band
19
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1898
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.48 x 22.34 cm
Seiten
920
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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