Seite - 789 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19

789 Kunstfertigkeit, und zwar an die gemalten Wand- decorationen der Synagogen in Jablonöw und Rozdöt erinnert, die ebenso bizarr, aber theil- weise sehr geistreich und mit ungewöhnlichem Gefühl für das Flächenornament gedacht und ausgeführt sind. In dem Maße, als das Goldschmiede- wesen überall in vielen seiner Abzweigungen den Charakter eines Kunsthandwerkes wenig- stens insofern eingebüßt hat, als die gangbaren Bedarfsartikel sabriksmäßigundmitMaschinen- hilse angefertigt werden, hat auch die galizische Goldschmiedekunst ihre alten manuellen Vor- züge verloren und das Handwerk ist zum Handelsgeschäft geworden. Sobald die speciellen Bestellungen außer Brauch kommen und der Käufer sich mit Fabrikswaare begnügt, muß der Kunstcharakter dieses Gewerbes eine wesent- liche Schmälerung erleiden und beschränkt sich blos auf wenige Luxusbedürfnisse und aus- nahmsweise Bestellungen. Trotzdem zählen noch Krakau und Lemberg viele tüchtige und kunstgewandte Meister, die auch den schönsten und schwersten Aufgaben ihrer Kunst gewachsen sind, und denen die alte edle Technik des Niello, der Gravirung, des Treibens und der Jncrustatiou nicht zu einem dunklen Geheimniß Abtstuhl aus der Corpus Domini-Kirche in Krakau.