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geworden ist. Hauptsächlich gilt das von der getriebenen Arbeit, jener echt künstlerischen
Technik, deren alte Muster den Werken der großen Kunst beinahe ebenbürtig und deren
schönste Proben aus der Vergangenheit in den galizischen Kirchen und Sammlungen noch
zu finden sind, um nur beispielsweise der Flötner'schen Reliefbilder in dem Flügelaltar der
Sigismundkapelle in Krakau, des Sarkophags des heiligen Stanislaus, einer Arbeit des
Danziger Goldschmiedes Peter von den Rennen, in der Domkirche daselbst zu erwähnen.
Wir sind auf der letzten galizischen Landesausstellung manchen getriebenen Reliefarbeiten
mit reichen fignralen Darstellungen begegnet, welche den besten deutschen und französischen
Arbeiten dieser Art sich würdig anreihen, wie z. B. die vortrefflich repoussirten und ciselirten
Wiedergaben der figurenreichsten Bilder Matejko's, deren Urheber, Hakowski aus Krakau
und B. Dornhelm aus Lemberg, sich als echte Meister in dieser vornehmen Technik
erwiesen haben.
An werthvollen alten Vorbildern der Metallkunst in allen ihren Hauptarten, im
Erz- und Zinnguß, sowie in der Schlosserei fehlt es Galizien nicht. Ohne derjenigen
Muster zu gedenken, die schon, wie z. B. das dem Peter Bischer zugeschriebene Grabdenkmal
des Cardiuals Friedrich (gestorben 1503) und die vielen Bronzedenkmale in anderen
Krakauer Kirchen und auf dem flachen Lande, in das Gebiet der eigentlichen Kunst fallen,
könnten wir eine große Anzahl der herrlichsten Arbeiten aus alter Zeit anführen, welche,
ohne die gewerblichen Grenzen zu überschreiten, von der einst hoch entwickelten Kunst-
fertigkeit in der Bearbeitung der Bronze und des Eisens ein beredtes Zeugniß geben. In
Lemberg stand einst die Erzgießerei in Blüte; in der von der Stadt selbst erhaltenen
„Rothgießerei" wurden nicht nur Kanonen, sondern auch Glocken, Kronleuchter und
selbst Statuen gegossen. Die Kanonen Lemberger Gusses, welche über das ganze Gebiet
Polens verbreitet waren, sind auch in künstlerischer Hinsicht erwähnenswerth, weil sie
beinahe stets hübsch modellirt und mit zierlicher Ornamentalscnlptnr geschmückt waren,
wie dies aus den noch erhaltenen Exemplaren aus dem XVI. und XVII. Jahrhundert zu
ersehen ist. Das städtische Gußhaus wagte sich, wie gesagt, auch an höhere Kunstaufgaben
heran, und wenn es nicht festgestellt ist, daß die Grabstatuen aus Bronze in der Lemberger
Domkirche aus seinen Modellöfen hervorgegangen sind, so läßt sich dies von der Zinn-
statue des heiligen Michaels aus dem XVII. Jahrhundert und von dem bronzenen, viel
älteren Drachen, welchen der Erzengel erlegt, mit aller Sicherheit behaupten. Eine Menge
kleinere Bronze- und Kupferobjecte aus alter Zeit und von einheimischer Arbeit, mit
künstlerischem Formensinn und hohem Grade technischer Gewandtheit hergestellt, hat sich
im Lande bis auf unsere Zeit erhalten, darunter trefflich reponssirte Schüsseln, Taufbecken,
Lichtreflectoren, Kronen- und Standleuchter. Der riesige neunarmige Kandelaber, Eigen-
thum einer Lemberger Synagoge, der in der historischen Abtheilung der letzten galizischen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch