Seite - 796 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19

796 pietätvollen Cultus der alten Denkmale nationalen Kunstfleißes — wenngleich beiden gewiß der hohe Werth fruchtbarer Anregung nicht abzusprechen ist — mehr ist von der gründlichen, systematischen, kunstindustriellen Erziehung anzuhofsen. Für diese Erziehung ist in letzter Zeit Wichtiges geschehen: die Errichtung einer Gewerbeschule mit einer Zeichen-, Modellir-, Schnitzerei-, Kunsttischlerei- und Decorationsmalerei-Abtheilung, die zahlreichen Fach- und Hansindustrieschulen, der im Schulwesen immer mehr an Boden gewinnende Zeichenunterricht, zwei Kunstgewerbemuseen (in Krakau und Lemberg), die Verleihung vou Stipendien zur Ausbildung künftiger Lehrer an den österreichischen und ausländischen Kunst-Unterrichtsanstalten, die nun zahlreicheren Preisausschreibungen und die unlängst in Angriff genommene Publication hervorragender Vorbilder aus den besten Epochen des Kunstgewerbes — das sind die richtigen Wege, die eingeschlagen wurden und die sicherlich zur Veredlung des Handwerkes und zur Stärkung des kunstindustriellen Lebens in Galizieu führe» werden. Und wo Wissen und Können ist, dort stellen sich auch schöpferische Talente ein, und nur diesen ist es beschieden, Herbes und Überreifes, Altes und Neues, Eigenes und Fremdes zu einer originellen harmonischen Stileigenheit zu verschmelzen. Bronzegitter in der Marienkirche zu Krakau (XVIl. Jahrhundert).