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Pferden westlicher Racen, namentlich von spanischen nnd friesischen Pferden hatten eine weit
geringere Bedeutung. Im Laufe des XVIII. Jahrhunderts hat das polnische Pferd infolge
veränderter Verhältnisse in seiner Verwendung vieles von seinen Vorzügen eingebüßt.
Nichtsdestoweniger wurde dasselbe nicht nur in großen Gestüten, sondern auch auf den
adeligen Gütern mit Vorliebe gezüchtet. Während der großen Kriege zu Anfang des
XIX. Jahrhundertes war das von denselben verschonte Galizien der ständige Lieferant
von Pferden für verschiedene Armeen, was die Pferdezucht noch mehr aufmunterte. Diese
Nachfrage nach Pferden leichten Schlages für die Cavallerie und zu Privatgespannen ist
auch bis jetzt zum großen Theile unserem Lande treu geblieben, obgleich der Typus des
altpolnischen Pferdes nunmehr sich gänzlich verwischt hat nnd fortgesetzte Beimischungen
orientalischen und englischen Blutes große Veränderungen der inländischen Pferdetypen
hervorgebracht haben.
Galizien ist reich an Pferden, wie wenige Länder in Europa, und läßt in dieser
Beziehung die übrigen österreichischen Länder weit hinter sich. Die Zählung des Jahres
1890 hat 765.570 Pferde nachgewiesen, das ist 10 1 Pferde auf 100 Hektare productiver
Fläche und 11 6 Pferde auf 100 Einwohner. Innerhalb dieses Pferdestandes ist einerseits
das auf den landtäflichen Gütern vorhandene Zucht- und Gebrauchsmaterial und andererseits
die große Masse der bäuerlichen Pferde zu unterscheiden. Für die erstere Kategorie bestehen
über hundert Gestüte mit Pferden theils orientalischer, theils englischer Abstammung;
einzelne dieser Zuchtanstalten, namentlich die der Grafen Tarnowski in Dziköw und
Chorzelöw, des Grafen Siemienski-Lewieki in Chorostköw und das erst vor Kurzem
aufgelöste des Grafen Julius Dzieduszyeki in Jarczowee haben sich einen großen Ruf
erworben. Außer den Gestüten beschäftigt sich eine große Anzahl von Grundbesitzern in
bescheidenerem Maßstabe mit der Pferdezucht. Ungeachtet jetzt die Pferdehaltung auf den
mittleren Gütern gegen früher wesentlich eingeschränkt ist, bewirkt doch die traditionelle
Vorliebe für diesen Wirthschaftszweig, daß dieser Zweig der Thierzucht vielfach auch ohne
Rücksicht auf Rentabilität gepflegt wird. Unter den bäuerlichen Grundbesitzern zeichnen sich
als Pferdezüchter die wohlhabenderenBauern in den Bezirken Wieliezka, Bochnia und weiter
nach Osten bis nach Jaroslau, somit in der Ebene und dem Hügellande des westlichen
Galiziens aus. Dieselben liefern Armeepferde für das Inland und für die Ausfuhr. Im
mittleren uud östlichen Theile Galiziens werden die Pferde der bäuerlichen Besitzer allzufrüh
zur Arbeit verwendet, schlecht genährt und gepflegt, verkümmern daher im Wüchse (130 bis
150 Centimeter) und in der Kraftentwicklung, sind aber sehr genügsam, ausdauernd, und
unempfindlich gegen klimatische Einflüsse. Auch dieser degenerirte Schlag zeigt unverkennbare
Spuren der Beimischung von orientalischem Blute. Einen besonderen Typus unter den
bäuerlichen Pferden in Ostgalizien weisen die Huzulenpferde in dem südöstlichen Winkel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch