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mit angeflogenen, lustig wachsenden jungen Fichten geziert, nicht selten sind es aber auch
schon ältere, auf solchen luftigen Standorten angeflogene Fichten, welche ihre Wurzeln
längs der den Baumstumpf umhüllenden Moosschicht zur Erde sandten, anwurzelten und,
sich kräftig entwickelnd, mit der Zeit, wenn ihre Stütze morsch auseinander fällt, auf
hohen Stelzenwurzeln stehen werden. Anderwärts sieht man wieder Tannen, die im
jungen Alter schief gedrückt, beinahe dem Boden anfliegend, mit dem Wipfel bogig
aufstreben oder längs des Stammes Adventivknospen gebildet haben, aus denen eine
Reihe secuudärer Stämmchen entstand. Wieder wo anders haben bis auf den Boden
herabgebeugte, mit immer feuchtem, von Preißel- oder Heidelbeeren dnrchwnchertem Moose
halbbedeckte Fichtenäste Adventivwurzeln getrieben, mit denen an den Boden angeklammert
dieselben dann förmliche Fallen bilden für Denjenigen, der das mühevolle Wandern,
eigentlich Klettern, durch einen karpathifchen Urwald gewagt hat; oft sind große Wald-
parzellen absolut uupassirbar.
Sehenswerth ist ein solcher Urwald, aber sein Werth als Nutzwald ist sehr gering,
und darum schwindet er und muß endlich den regelmäßig bewirthschafteten Forsten
weichen, die in den Karpathen auch immer mehr an Ausdehnung gewinnen, obwohl die
karpathischen Wälder im Allgemeinen eine immer kleinere Fläche einnehmen. Wenn man
die neuerdings durch den Zukauf der Herrschaft Nadwörua vergrößerten k. k. Domänen,
einige Fondsgüter und einige wenige Großgrundbesitze ausnimmt, so ist die Bewirth-
schaftung, eigentlich die Nutzung der meisten karpathischen Wälder derartig, daß alljährlich
die Waldfläche verringert und die Gebirge immer wüster und nnprodnctiver werden.
In der Übergangszone, welche vorwiegend hügelig ist, sondern sich aus dem
Gemische beinahe aller in unseren Wäldern wild vorkommender Baumarten oft reine
Bestände aus, welche nicht nur durch die Holzart, sondern auch theilweise durch die
krautartige Flora an einen der angrenzenden Pflanzengaue erinnern. So findet man
in der Nähe von Lemberg mitten in der Übergangszone Kiefernwälder, welche den nicht
sehr entfernten trockeneren Wäldern des farmatischen Gaues ähnlich sind. Bei Pieniaki
(im Brodyer Bezirk) aber, viele Meilen weit von den Karpathen, sind ausgedehnte
Buchenwälder, welche an den karpathischen Wald um so mehr erinnern, als in ihnen die
Esche nicht nur vorkommt, sondern manchmal sogar auf Besamuugsschlagen vorherrschend
wird. Hart daneben (in Zatozce) sind ausgedehnte Eichenwälder, welche ausgeprägt
podolifch sind und als Grenzwälder angesehen werden können; auch in anderen Gegenden
der Übergangszone sind Eichenwälder, die sehr an den podolischen Wald erinnern. Die
Wälder der Übergangszone sind in ihrer ganzen Ausdehnung vorwiegend Laubwälder,
indem nur bei besonderen Bodenverhältnissen Nadelhölzer natürlich eingesprengt oder
vorwiegend, beinahe als reiner Bestand, vorkommen. Die Qualität der Nadelhölzer ist
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch