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geringer als in ihren eigenthümlichen Verbreitungsbezirken, dagegen ist das Holz der
Laubholzarten meistens ausgezeichnet.
Der Kiefernwald mit seinen verschiedenen Abänderungen kennzeichnet den
sarm «tischen Gau, welcher in Galizien die große, von unbedeutenden Hügeln kaum
unterbrochene, von der Westgrenze des Landes bis zu dessen Ostgrenze reichende
Niederung einnimmt. Diese durch den Sansluß in eine größere westliche und in eine
kleinere östliche Halste getheilte Niederung war vor Jahrhunderten in ihrer westlichen
Hälfte bis an den San größtentheils eine riesige Wildniß (pus2«Z2a sanZoinierska),
deren noch wildere, durch unwegsame Sümpfe am Bug und Styr unterbrochene Fort-
setzung sich weit nach Osten hinzog; die jetzigen Wälder bei Niepotomice, Radlöw,
Rozwadöw, Nisko, Kamionka, Lopatyn, Brody sind nur Reste der ehemaligen Wald-
wildnisse. Eine über Krakau, Bochnia, Tarnöw, Rzeszöw, Jaroslan, Jaworöw, Krechöw,
Krasne und Brody gezogene Linie kann als wirkliche Grenze des sarmatischen Gaues
angenommen werden. Längs dieser Grenze in sehr wechselnder Breite zieht sich die oben
genannte Übergangszone, wobei zu bemerken ist, daß den von Podolien scheidenden, nord-
östlich gewendeten Theil derselben vorwiegend ziemlich hohe und breite Hügelzüge bilden,
welche zugleich die europäische Wasserscheide bezeichnen.
Große Flächen dieses sarmatischen Gaues, besonders der ehemaligen Sandomirer
Wildniß sind beinahe entwaldet (im Bezirke Krakau, Wieliczka, Dqbrowa, Mielee,
Ropezyce, Pilzno, Rzeszöw) und theilweise in Flugsandflächen umgewandelt, einige
Gegenden aber sind noch sehr waldreich (in den Bezirken Chrzanöw, Tarnobrzeg, Nisko,
Rawa, Sokal, Kamionka, Brody), obwohl der Wald unter dem Einflüsse verschiedener
Verhältnisse verschieden geartet und von sehr ungleicher Beschaffenheit ist. Bestimmend
ist hier die Bodenbeschaffenheit. Trockene, manchmal sehr sterile, oft aber auch nasse
sogar zeitweise überslnthete und dann moorige Sandböden nehmen den größten Theil
dieses Gaues ein; ein kleiner Theil hat lehmig-sandigen Boden, die unbedeutenden
Erhebungen des Bodens, die selten zu ausgeprägten Hügeln anschwellen, sind entweder
Moränengebilde im Westen, oder im Osten Überbleibsel tertiärer Formationen.
Dieser Bodenbeschaffenheit entsprechend ist in hiesigen Wäldern die Kiefer vor-
herrschend, Eiche, Schwarzerle, Birke, Esche, Ulme manchmal eingesprengt, die beiden ersten
aber manchmal vorwiegend oder sogar rein,wenn die Art des Bodens und dessen physikalische
Eigenschaften der Entwicklung einer dieser Holzarten günstig sind. Selten verirrt sich in
diese Niederung die Fichte und die Tanne; ausnahmsweise findet man die erstere z. B. in
Zdzary bei Tarnow, die zweite ans den Moränenhügeln bei Kannen (Bezirk Nisko).
Sehr dürftig ist der Kiefernwald auf trockenen Sandböden, auch wenn das Streu-
rechen nicht ausgeübt wurde, denn die lichten Kronen der von Jnfectenranpen oft
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch