Seite - 828 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Galizien, Band 19
Bild der Seite - 828 -
Text der Seite - 828 -
828
heimgesuchten Bäume beschatten den mit filzartig verwebten lichtbraunen Nadeln bedeckten
Boden nnr wenig, und ungeachtet dessen sieht man zwischen den schmächtigen, obschon oft
längst im haubaren Alter stehenden Stämmen nur selten etwas Grünendes; Vorwüchse
sind äußerst selten und sogar die bleichgrünen, runden Kissen des Weißmooses
brzmm Alaueum) sind nicht häufig. Sehr oft lichtet sich der Wald noch stärker, den sich
hebenden, schütter mit Nadeln bestreuten Boden berasen bläuliche Rennthierflechten, die
Kiefern werden immer krüppelhgfter, um endlich auf einer vom Walde umschlossenen
Sanddüne zu wirklichen Krüppeln einzuschrumpfen, die vereinzelt nicht einmal so viel
Nadeln schütten können, um den überall hervorblickenden bleichen Sand zu festigen. Der
umgebende Wald sollte hier nur schwach gepläutert werden, denn mit jeder größeren
Entblößung des Bodens ist die Gefahr der Entstehung von Flugsandflächen verbunden.
Ansprechender gestaltet sich der Kiefernwald auf etwas fruchtbaren, wenn auch
armen sandigen Standorten. Die Bäume sind wuchskräftiger, die Kronen dichter benadelt
und in Folge dessen ist der stärker beschattete Boden größtentheils mit einer grünen
Moosschicht bedeckt, manchmal dicht bewachsen mit Heidelbeeren oder, wo der Kronen-
schluß schwächer ist, mit Preißelbeeren, zu denen sich nicht selten eine Wintergrünart (k'iroln,
Lliimoplnln) gesellt; noch lichtere Stellen nimmt oft die Besenhaide ein. In haubaren
Beständen sind horstweise Vorwüchse recht häufig, und nicht selten zeigen sich Wachholder-
büsche oder, was noch häufiger vorkommt, förmliche Eichenanflüge, aus denen sich bei
geeigneter Pflege Eichenbestände, wie solche dort auch vorkommen, ausbilden ließen, was
aber gewöhnlich unterlassen wird, indem das Holz der hiesigen Eichen minderwerthiger als
das Kiefernholz ist. Die Samenjahre der Kiefern sind hier aber nicht sehr regelmäßig
und manchmal ist der nicht genügend dichte natürliche Anflug in Gefahr, durch Besenhaide
oder andere Unkräuter unterdrückt zu werden; mit einiger Hilfe oder künstlich angesäet
schließt er sich aber leicht zu guten, rasch heranwachsenden Junghölzern.
Ganz anders ist der Wald in der östlich vom San gelegenen Niederung. Auf
lehmig-sandigem, welligem Terrain entwickelt er sich wuchskräftiger und wird noch
mannigfaltiger, wenn die niedrigsten Stellen feucht und moorig werden, oder wenn durch
den ebenen Waldgrund ein träger Wasserlauf schleicht, welcher, stellenweise den Boden
vollständig durchtränkend, torfige Brüche bildet, die im Frühjahre oder in nassen Sommern
ganz überflnthet sind. An trockeneren Stellen bildet hier die Kiefer manchmal herrliche
reine Bestände, in denen man nicht selten noch einzelne riesige, wiewohl fehlerhaft
gewachsene oder vom Blitze beschädigte Kiefern findet. Diese altersgrauen, aber oft noch
kräftigen Bäume sind Überbleibsel derjenigen Wälder, welche das früher berühmte
polnische Kiefernholz für Danzig lieferten. Das reichliche Auftreten ganz junger Eichen
unter alten Kiefern ist auch auf dem hiesigen lehmig-sandigen Boden keine zu seltene
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch