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Außer vielen Besitzern größerer Jagdgebiete betreiben die Jagd waidmännisch auf
größeren verpachteten Jagdgebieten auch einige Jagdgesellschaften, wie die St. Hubertus-
Gesellschaft, die städtische Lemberger und die adelige Lisowicer Jagdgesellschaft, von welchen
die letztere, seit 25 Jahren bestehende ein Jagdmuseum in Lisowice gegründet und ein
interessantes Gedenkbuch herausgegeben hat.
Die Jagdmethoden sind nach Gegenden und Wildarten verschiedenartig. Die früher
fast allgemeine Jagd mit Bracken beschränkt sich gegenwärtig nur auf die höheren, schwer
zugänglichen Gebirgswaldnngen, indem im Flachlande und in den Vorbergen die Treib-
jagden überall eingeführt wurden. Außerdem sind im Gebrauche die Suche mit dem
Vorstehhunde, der Anstand, das Blatten, das Anfahren, die Brnnfthirfchpürsche; nur auf
wenige waldarme, flache Gegenden beschränkt sich die Hetzjagd mit Windhunden auf Hasen
und Füchse. Das Raubzeug wird verschiedenartig gejagt, vieles in Fallen gefangen,
manchmal, besonders die Füchse, an Luderplätzen erlegt wie auch vergiftet. Wohl nirgends
mehr wird die sehr gefährliche, früher zur Winterszeit nicht seltene Wolfsjagd auf Schlitten
mit schreiendem Ferkel vorgenommen.
Die Jagdmethoden der Wilddiebe sind selbstverständlich von der größten Mannig-
faltigkeit, indem nicht so sehr die Schußwaffen, als die verschiedenen nnwaidmännischen
Schlingen und Fallen von denselben benützt werden, um des Wildes habhaft zu werden.
Die von Wilddieben gebrauchten Schußwaffen sind oft eigenes Fabrikat mit Anwendung
eines alten Gewehr- oder Pistolenlaufes, die abenteuerlichen Zündvorrichtungen erinnern
manchmal an die ältesten Zeiten der Schießkunst. Die UnVollkommenheit der Schußwaffe
ist aber dem Wilddiebe nebensächlich, denn seine ausgiebigsten Waffen sind Schlauheit,
eine unglaubliche Geduld und Ausdauer.
Unter dem Haarwilde Galiziens ist das vornehmste der Bär, welcher nur die
Hochgebirgswälder, vornehmlich in den östlichen Karpathen bewohnt, vereinzelt aber auch
westwärts bis an die schlesische Grenze vorkommt. In niedriger gelegenen Waldungen
streift er nur herum, in die eigentliche Niederung wagt er sich äußerst selten und entfernt
sich nie weit vom Gebirge. Als ein Raubthier, welches oft die aus den Gebirgsmatten
weidenden Hausthiere schlägt, wird er von den Huzulen gefürchtet aber auch sehr eifrig
verfolgt. Agressiv ist er nicht, aber gereizt oder verwundet wird er zu einem gar stattlichen
Gegner, so daß die Jagd auf denselben nicht selten mit schweren Unglücksfällen verbunden
ist. Viele Bären werden erschossen, aber mancher fällt auch, in einer Trittfalle (st^piea)
gefangen, unter den wuchtigen Schlägen des Fallenstellers. Häufig ist der Bär nicht,
aber nach statistischen Ausweisen vom Jahre 1885 bis 1893 wurden doch 151 Stück
erlegt, von denen die meisten auf die östlichen Gebirgsbezirke entfallen, namentlich auf
die Bezirke Doliua (45), Stryj (24), Kosöv (20), Nadworua (15); auf Westgalizieu
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch