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Brody einer- und Stanislau und Zaleszczyki anderseits und schließlich in die uordgali-
zische Tiefebene zwischen Weichsel und San. Jeder dieser Landestheile besitzt einen anderen
geologischen Bau und demgemäß auch eigene nützliche Mineralien, welche die Grundlage
eines ausgedehnten und an manchen Punkten Jahrhunderte alten Bergbaues bilden.
Das Krakauer Gebiet, einen nach Süden vorgeschobenen Posten des polnischen
Mittelgebirges bildend und mit den benachbarten Theilen Preußisch-Schlesiens und
dem Königreich Polen eng verknüpft, zeigt einen sehr complicirten geologischen Aufbau, au
dem sowohl die palaeozvischen Formationen — vom Devon an — wie auch die sämmtlichen
mesozoischen, Trias, Jura und Kreide, theilnehmen und der in Folge dieser stratigraphifchen
Mannigfaltigkeit neben einigen industriell wichtigen Gesteinsarten, dem devonischen
Marmor, dem Muschelkalk, dem jurassischen Kalkstein, Porphyr und Melaphyr, auch mehrere
für den Bergbau besonders wichtige Mineralien, wie Steinkohle und Eisen-, Blei- und
Zinkerze, zn Tage treten läßt.
Das hauptsächlich aus Sandsteinen und Schiefern der Kreideformation und des
älteren Tertiärs zusammengesetzte Karpatheugebirge ist in seinem Innern an bergbaulich
nützlichen Mineralien — mit Ausnahme des Petroleums — arm; an seinem Nord-
rande dagegen, im Bereiche der miocänen Salzformation liegen im Westen die seit
Jahrhunderten weltberühmten Salzlager von Wieliczka und Bochuia und die Schwefelerz-
lager von Swoszowiee, während weiter gegen Osten zahlreiche Salzquellen und vereinzelte
Erdöl- und Ozokeritvorkommnifse den Nordfuß der Karpathen bezeichnen.
Das galizische Podolien, im Wesentlichen nur aus vier Formationen: Silur, Devon,
Kreide und Miocän bestehend, wurde von der Natur ebenso reich für die Landwirthschaft
wie kärglich für den Bergbau ausgestattet. Außer einigen minderwerthigen Braunkohlen-
lagern und diluvialen Raseneisensteinen sind dort als nutzbare Mineralien nur, allerdings
wirklich vorzügliche Baumaterialien, wie der rothe devonische Sandstein, der miocäne Gyps
und mehrere Arten von Kalksteinen zu erwähnen.
Das an den Westrand der podolischen Platte angrenzende Flachland zwischen der
Weichsel und dem San, ein großes, landwirthschastlich hoch enltivirtes Gebiet, ist vom
geologischen, landschaftlichen und bergmännischen Standpunkte betrachtet, wohl als
der undankbarste und eintönigste Landestheil zu bezeichnen. Diluviale und alluviale
Ablagerungen bedecken beinahe ausschließlich die weite Ebene und nur hie und da ragen
einzelne, übrigens wenig hervortretende Tertiärkuppen auf. Sand, Thon, Mergel und
Letten sind dort die einzigen Gesteinsarten, welche dem Landwirth einen meistentheils recht
fruchtbaren Boden, dem Geologen jedoch und dem Bergmann nur wenig Freude bereiten.
Dem obbezeichueteu geologischen Aufbaue des Landes folgend, hat sich der galizische
Bergbau anf einzelne Mineralien in verschiedenen Gegenden concentrirt. Wir finden im
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch