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der inländischen Molkereigenossenschaften entstehen, um den Export von Butter für die
galizischcn Producenten vortheilhafter zu gestalten.
Um vieles günstiger hat sich der Ausfuhrhandel galizifcher Eier entwickelt. Galizien
exportirt jährlich taufende Waggons dieser Waare im Werthe von 12 bis 14 Millionen
Gulden nach Deutschland, England und in die westlichen Kronländer. Der Eierhandel
befindet sich, insbesondere in Ostgalizien, in finanziell kräftigen, im großen Durchschnitte
auch ziemlich soliden Händen. Mancher galizische Eiergroßhändler hat einen Jahresumsatz
von 500.000 bis 1,000.000 Gulden, besitzt eigene Verkaufs-Filialen in Deutschland, sowie
Einkaufsagenturen in Rumänien, Rußland und Bulgarien. Die Eier werden fast aus-
schließlich von Kleinbauern zusammengekauft und Yassiren gewöhnlich drei bis vier Hände
(Zwischenhändler), ehe sie an den Großhändler, also an den eigentlichen Exporteur gelangen.
Hier werden sie im Magazin sorgfältig nach Größe und Frische sortirt und entweder
sofort in Kisten verpackt und versendet oder in Kalkwasser in großen Reservoirs für die
Winter-Campagne aufbewahrt.
Außer den genannten Artikeln sind noch im Ausfuhrhandel Galiziens besonders
Spiritus, Holz, Petroleum und Erdwachs zu erwähnen. Galizien besitzt eine einzige Fabriks-
Brcnnerei, dagegen circa 550 kleine nnd mittelgroße landwirthschastliche Brennereien,
wovon drei mit Preßhefe-Erzeugung. In der Jahres-Campague 1893 auf 1894 wurden im
Lande über 38 Millionen Hektoliter-Grade Alkohol producirt, was mehr als 30 Procent
der Gefammtproduction Österreichs ausmacht. Der zur Ausfuhr in die westlichen Kron-
länder, nach Deutschland, in die Schweiz und mehrere andere europäische und überseeische
Länder bestimmte Spiritus wird vorher in hierländischen großen, fabriksmäßig ein-
gerichteten Raffinerien rectifizirt, theilweise in besonderen Liqnenrsabriken zu den im
österreichischen und auswärtigen Handel altbekannten und altberühmten polnischen
Rosoglios und zu Liqueurs verarbeitet. Die großen Liqueursabrikeu in Lancnt, Saybusch,
Biala, Klasno bei Wieliczka, Jzdebnik, Lemberg und Krukowice versenden ihre sehr
schmackhaften und verhältnißmäßig ziemlich billigen Fabrikate in bedeutenden Quantitäten
in die deutschen und böhmischen Länder Österreichs, ins europäische Ausland, ja sogar
nach Kleinasien, Nordafrika und Südamerika. Darin erschöpft sich aber keineswegs
die wirthschaftliche Bedeutung der Spiritusindustrie für Galizien. Die 550 laud-
wirthfchaftlichen Brennereien ermöglichten auf den meisten Groß- und Mittelgütern erst
die Einführung eines intensiveren, auf Fruchtwechsel basirteu landwirthschastlicheu
Wirthschaftssystems, indem sie eine konstante und rentable Verwerthung der auf dem
Meierhofe producirteu Kartoffeln gewähren und den Landwirthen die Production von
Mastvieh gewinnreich machen. Dies erklärt zur Genüge, weshalb Galizien an der
Erhaltung des landwirtschaftlichen Brennereibetriebes so stark interessirt ist, weshalb
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Galizien, Band 19
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Galizien
- Band
- 19
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.48 x 22.34 cm
- Seiten
- 920
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch