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Erhöhung der Bukowina signalisirt. Der Pruth bildet hier die scharfe Grenze zwischen Acker-
nnd Hügelland, wovon ersteres bis knapp an das Geröll des linken Ufers stößt und ein
üppiges Bild von Mais-, Weizen-, Korn- und Haferfeldern gewährt, während letzteres hier
seinen Anfang nimmt und continuirlich nach dem Süden und Osten greift. Berg, Thal, Wald
und Wiese wechseln vor dem Auge des Beschauers anmuthig ab. Einzelne Ortschaften, die
durch Straßen, Feld- und Waldwege miteinander verbunden sind, schmücken zumeist die
Ränder dieses Terrains, wie Hlinitza, Draezynetz, Bobestie, Broszkontz zc. Das Terrain
selbst aber ist bis auf einzelne Weiler von Menschen wenig bewohnt und erst östlich von
Michatcze und Kamena treten wieder Dörfer und sonstige Siedelungen auf. Eine nennens-
werthe Zahl dieser Hügel erhebt sich über 400 Meter, so die Spitze des Cesarski las,
derPojenica, des Deal Draknlni, vor allen aber die des Cecina, welche (539 Meter See-
höhe) die höchste Erhebung in der Wasserscheide zwischen Pruth und Sereth bildet. Vor
etwa fünfzig Jahren trug dieser Berg noch aufrecht stehendes Mauerwerk als Ruinen einer
alten Burg; heute ist er auf wenige alte Trümmerreste beschränkt, die über der kahlen Ostseite
liegen. Denn hier hat der Mnthwille der Steinbrecher und Hirtenknaben ungestraft
gefrevelt und einem Baudenkmal, dessen schon das Jahr 1456 gedenkt, allmäligen
Untergang bereitet. Auf allen anderen Seiten ist der Berg reich bewaldet und dient an
schönen Sommertagen der besseren Gesellschaft von Ezernowitz zu vergnügten Ausflügen.
Entzückend schön ist die Fernsicht nach jeder Richtung der Windrose! Weilt der Blick im
Süden, so treten ihm die Höhen von Arsnra und Terenawka Christana entgegen; im
Westen gewahrt er das stille Waldesdunkel des Michalecki las, des Ostry Horb, der
Spaska u. a. Nach Norden gerichtet überblickt das Auge das wunderbare Panorama des
Prnththales. Hier laufen und verschwinden in weiter Ferne Straßen und Wege; aus dem
Eisenbahndamm tummelt sich die dampfende und pfeifende „deutsche Stute" (UweuM
icoSnÄg,), die Locomotive mit ihrem langen Gefolge; freundliche Ortschaften mitten in
der Fülle buntfarbiger Getreidefelder lachen uns lieblich an, umsäumt von Wiesen nnd
bewaldeten Bergen, die unter dem Horizont verschwinden. Zu unseren Füßen aber windet
sich der Pruth, der Hierasus der Alten, in breiter Fläche bald in geraden, bald in ovalen
Horizontalformen, hier an Schotterinseln vorbei, dort an undurchdringlichem Weiden-
gestrüpp, das auf seinem linken Ufer den schönen Fluß breit umrahmt. Nach Osten gewandt,
über das reich bewohnte Roscher Thal erreicht endlich der entzückte Blick auch das Herz des
Landes Bukowina, die Landeshauptstadt Ezernowitz, mit ihren zahlreichen Kirchen, Häusern
und Thürmen. Welche Wandlung des Schicksals! Damals als die Burg von Cecina in
ihrer Blüthe stand und der sagenhafte König Panluka seine entarteten Augenlider
entweder an den Ohren befestigte, oder sich dieselben als Schlafmütze über das Haupt
zog, um ungehindert über seine Lande blicken zu können, da war jener Hügel, der heute
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Band 20
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bukowina
- Band
- 20
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.14 x 21.77 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch