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nicht bloß gelegentlich kirchlicher Fnnetionen, sondern auch bei Bränden und Gewittern
die ganze Gegend durchzittert. Weiter ostwärts hinter Bojan liegt die Grenzzollstation
Nowosielitza. Unter diesem Namen ist ein ärmliches, österreichisches Dorf und ein
russischer Marktort zu verstehen; beide Ortschaften werden durch den von Norden kom-
menden Grenzbach Rokitna geschieden, der hier in den Prnth mündet und eine kleine
Brücke trägt, an deren Enden österreichische und russische Wachtposten stehen. In diesem
Dorfe befindet sich das berühmte ehemalige tiiplex oontiniuin dreier Kaiserreiche. Der
österreichische Antheil ist ein öder, wüster Platz, der schließlich in das Flußgeröll des
Pruth übergeht; der russische ist mit Brettern haushoch umfriedet, so daß jeder Ausblick
gehemmt wird; der einst türkische, jetzt rumänische dagegen, welcher durch den Pruth von
beiden genannten geschieden wird, erscheint als eine überaus anmuthige und reich bewaldete
Berglandschaft.
Von Czernowitz führt die Reichsstraße, die etwa sechs Kilometer weit von einer
Pappelallee umstanden wird, nach dem Süden. Obgleich ihre Lage nicht hoch zu nennen
ist, so gewinnt das Auge dennoch von derselben eine sehr ansprechende Fernsicht über die
Bodenanschwellungen, welche sie zu beiden Seiten begleiten, von Mais-, Korn- und
Kartoffelfeldern bedeckt sind und an ihren oberen Säumen die Ortschaften Korowia,
Czahor und Molodia tragen. Daß einstens in diesen Gegenden hartnäckige Kämpfe statt-
gefunden haben, beweisen die zahlreichen Verschanzungen, deren man hier, bedeckt von
schönem blumenreichen Rasen, gewahr wird. Wir befinden uns hier auf dem östlichen Theil
der Wasserscheide zwischen Pruth und Sereth, die sich südwärts von Mamornitza und
Lukawitza bis an die rumänische Grenze zieht. An der einsam stehenden Dorfkirche von
Czahor vorbei, eilen wir in das Thal des Dereluibaches, wo sich die Reichsstraße mit
dem Schienenweg der Czernowitz-Lemberger Eisenbahn kreuzt. Erstere gelangt, nachdem
sie sich der rumänischen Grenze genähert, nach kurzem, ebenem Laufe durch die Landschaft
Niewolnitza nach Franzthal, wo sie schlangensörmig durch jene Schluchten bergauf steigt,
die durch die hart aneinander stoßenden Berge Riwna und La Balta gebildet werden.
Es ist eine sehr schöne, die Phantasie überaus anregende Bergpartie, in welcher wir uns
hier befinden, denn überall, wo Feld und Wiese sich nicht geltend machen, tritt der Wald
oder die Au in den Vordergrund, die bald zur rechten, bald zur linken Seite das Thal
und die Höhen schmücken. Haben wir die Franzthaler Steigung überwunden, so tritt der
Wald zurück und neuerdings lacht uns auf einem vielfach ebenen Plateau, desseu Wald-
bestände nur aus respectvoller Entfernung sich sehen lassen, der reiche Segen der Feldcultur
entgegen. An Tereszeny, einer ursprünglich tatarischen Eolonie, wofür auch der Ortsname
spricht, an Tereblestie, das zur Hälfte von deutschen Ansiedlern bewohnt wird, an
Waszkvutz, einer Gründung aus dem XV. Jahrhundert, die an eine russische Fürstin
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Band 20
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bukowina
- Band
- 20
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.14 x 21.77 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch