Seite - 16 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bukowina, Band 20
Bild der Seite - 16 -
Text der Seite - 16 -
16
finden wir mannigfach vertheilt zahlreiche Laubbäume. Kommt zu diesem äußeren Bilde
auch noch die innere Gebirgsformation in Betracht, welche vorherrschend ans Karpathen-
sandstein besteht, der in schmalen Längsstreifen vom Menilitenschiefer durchzogen wird,
so werden wir genöthigt, diese weitläufigen Bergmassen als eine natürliche Fortsetzung
des galizischen Waldgebirges zu betrachten. Wir gewinnen hier die ersten Eindrücke einer
durch Erhabenheit und Naturgröße sich auszeichnenden Gebirgswelt, die wir im Norden
und Osten des Landes entbehren. Wir athmen in vollen Zügen Wald- und Fichtenduft
ein, und was unserem freudig blickenden Auge entgegentritt, das sind meist pyramidale
Bergformen, die in unbeschreiblichem Reiz sich über uns erheben. Mit der Physiognomie
der Landschaft, die uns jetzt umgibt, beginnt auch allmälig das Bild der Fauna und der
Flora sich zu verändern; selbst der Mensch in seiner äußeren Erscheinung, seiner Wohnung
und seiner Lebensthätigkeit ist nicht mehr derselbe, der uns täglich in den Niederungen
begegnet. Es ist der Huzule, der ruthenifche Gebirgsbewohner der Bukowina, der in den
endlosen Wäldern vom Holzschlag und sonstiger Waldindustrie lebt und ein ewig stilles
und freudenloses Dasein führt.
So ganz ohne örtliche Erweiterungen des Terrains ist dieses obere Thal des Sereth
nicht. In einer solchen liegt das Dorf Szipot-privat; in einer anderen das von Städtern
häufig besuchte Molkenbad Lopnszna und endlich in einer dritten Mezybrody, allerdings
alle blos aus einigen Landhäusern und ärmlichen Bauernhütten bestehend. In Mezybrody
wird das in den Bergen gefällte Holz in das enge Thal hinabgerollt, dort verkleinert und
schließlich zum Transport vorbereitet.
Bei Berhomet verläßt der Fluß seine bisherige nördliche Richtung und wendet sich
bogenförmig gegen Nordost, wo er von einem mächtigen Sumpfrevier empfangen wird.
Weidengestrüpp, Schilfrohr, feuchter Moorboden wechseln ab, häufig von Ackerfeldern,
Triften und saftigen Weiden unterbrochen, auf welchen Hirtenknaben mit ihren kleinen
Rinderheerden weilen. Die Berge, die uns in den Gegenden des oberen Sereth entzückten,
nehmen an Höhe allmälig ab, und beschränken sich auf Hügelreihen mit markirten Rissen
und Furchen, die die Gebirgswässer erzeugt haben, oder sie zeigen schroffe Abhänge von
geringeren Dimensionen, die durch Erdabrutschungen entstanden sind. Ihrer inneren Structur
nach bestehen sie aus Streifen von Tegel, Sand und Sandstein, Diluvialschotter und
Löß; ihr Äußeres zeigt theils kahle Bergflächen, theils magere Bewaldung, in welcher das
Laub vorherrscht, namentlich die Charakterpflanze für die niederen Gegenden der Bukowina,
die Buche, daher der Landesnamen. Bei dem Dorfe Snczaweny nimmt der Fluß einen
kleineren Namensbruder auf, den sogenannten Kleinen Sereth, der ihm rechts zufließt,
nachdem er ihn — durch ein niedriges Gebirgsterrain geschieden - eine weite Strecke in
einem parallelen Bogen begleitet hat. Das für die Bewohnbarkeit günstigere Terrain des
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Band 20
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bukowina
- Band
- 20
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.14 x 21.77 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch