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benachbarten Berge wegen, die fast gleicher Höhe sind, nnr eine beschränkte Rundsicht
genießen kann.
Bei Czerepkoutz wird der Sereth von der Lemberg-Czeruowitz-Jassyer Eisenbahn
überschritten, worauf der Fluß an Sümpfen, Mooren und Weidengebüschen vorüber nach
Südosten strömt. Hinter dem Dorfe Waszkoutz erreicht er die größte Ausiedlung seines
Thales, Sereth, die älteste Stadt des Landes Bukowina, deren Namen von den Hunnen,
nach einer anderen Vermuthung von den Kleinrnssen herstammen soll; denn diese wissen in
einer ihrer Sagen zu erzähle», daß die Stadt in der Mitte eines großen Waldes entstand,
worauf die slavische Bezeichnung ssi-edMg, (Mitte) ihr als Name blieb. Wie dem auch
sein möge, die Stadt hat eine reiche historische Vergangenheit, und weiß in gleicher Weise
von den Durchzügen der Gothen lind Hunnen, wie vou jenen der Magyaren, Kumanen,
Mongolen zu erzählen. Es gab sogar eine Zeit, in der sie über Anregung der Höfe von
Polen und Ungarn ein römisch-katholisches Bisthum beherbergte, in welchem nicht weniger
als sieben Bischöfe aufeinander folgten. Sie erhebt sich nur allmälig aus dem Thale
ihres gleichnamigen Flusses, der an ihrer Nordseite vorüber rauscht, zahlreiche Windungen
und kleine Inseln bildet, unweit Kindestie das Land verläßt und in Rumänien eintritt.
Ihre Ruine, über deren Ursprung mannigfache Sagen im Schwünge sind, und wobei ein
Fürst, Namens Saß, hänsig genannt wird, liegt im Osten der Stadt auf einem Hügel, der
389 Meter über dem Meeresspiegel sich erhebt.
Suczawathal . Hier scheiden wir vom schönen Sereththal und begeben uns nach
Süden, in die waldlose Landschaft Horaitza, die 15 Kilometer hindurch über Berg und
Thal in schnurgerader Richtung nach der alten Poststation Graniczestie die Reichsstraße
trägt. Sie steigt aus dem Suczawathal, das uns westlich begleitet, in allmälig sich
erhebenden breiten Hügeln von 400 Meter Seehöhe, zeigt nur westlich von Graniczestie im
Jankulni 465 Meter und in der Styrka 487 Meter, besteht aus Löß mit Unterbrechungen
von Sand und Sandstein und trägt in unabsehbarer Reihenfolge Weizen- und Maisfelder,
hie und da auch Wiesen und Hutweiden. Auch sie wird zu den Kornkammern des
Landes gezählt und zwar nicht mit Unrecht, denn von ihrem Getreidemeer liegen
mit Ausnahme des Dorfes Balkontz und eines einsamen Meierhofes, landesüblich
Odaja genannt, die Ortschaften Gropana, Balkontz und Botnszanitza, Kalasindestie
und Szerboutz in so namhafter Entfernung, daß man von seinem momentanen Standpunkt
nnr die Pappel- und Weidenbäume wahrnimmt, hinter welchen sich die Dörfer verbergen.
Der Reisende ist hier von aller Menschheit so ferne, wie fast in den einsamsten Gebirgs-
gegenden des Landes. Darum zählt die Horaitza, vermöge der traditionellen Raubanfälle
früherer Zeiten, keineswegs zu den beliebtesten Reisetouren und wird besonders zur Nachtzeit
gerne gemieden. Ihre Monotonie wird nur unterbrochen, wenn man aus dem Thal auf
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Band 20
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bukowina
- Band
- 20
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.14 x 21.77 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch