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Anschluß an das innere Karpathenland, eine politische Einheit zu schaffen ermöglichten,
wie das ehemalige moldauische Fürstenthum es war. Demgemäß hängt auch die vor-
österreichische Geschichte der Bukowina seit jeher mit jener der Moldau zusammen. Bis
zur Begründung des moldauischen Fürstenthums um die Mitte des XIV. Jahrhunderts
hat dieses ganze Gebiet fast keine Geschichte im Sinne einer politischen Entwicklung. Das
Wenige, was wir darüber wissen, geht mehr die Ethnographie, als die eigentliche Geschichte
an. Diese dnukle Vorzeit ist in der Geschichte der Bukowina als Vorgeschichte zu unter-
scheiden. Als zweiter Haupttheil folgt die Geschichte des Landes unter den moldauischen
Fürsten, die moldauische Periode; als dritter die Provincialgeschichte in der
österreichischen Periode.
Vorgeschichte. — Die in der Bukowina gemachten Funde aus der Stein- und
Bronzezeit geben Zeugniß davon, daß hier das Sereth- und Prnth-Thal, zum Theil auch
das Suezawa-Thal schon in prähistorischer Zeit bewohnt waren. Welchem Volke diese
ältesten Ansiedlnngen augehören mochten, das vermag die Geschichte nicht zu bestimmen.
Die ersten Bewohner der östlichen Karpathenländer, von denen die Geschichte Kunde
hat, gehörten zum thrakischen Volksstamme, der das siebenbürgische Hochland mit den
westlichen, östlichen und südlichen Abhängen und den Nordosten der Balkanhalbinsel inne-
hatte. Zur Zeit Herodots (V. Jahrhundert v. Chr.) galten die Thraker als das zahlreichste
Volk Europas. Damals saßen in Siebenbürgen die thrakischen Agathyrsen; das östliche
Gelände, von einem stammverwandten Volke bewohnt, stand unter der Botmäßigkeit der
von Osten her sich ausbreitenden Pontischen Skythen oder Skoloten. Etwa an den
Grenzen der Bukowina, an den nordöstlichen Karpathen und am oberen Duiestr, stießen
die Gebiete der Skythen, der Agathyrseu und der nördlich von beiden wohnenden Neuren
zusammen. Unmittelbar nach dem Zerfalle der skythischen Macht erscheint das östliche
Hinterkarpathenland im Besitze der thrakischen Geten, gegen welche Alexander der Große
und Lysimachus kriegten. Im II. Jahrhundert v. Chr. trat ihnen das keltisch-germanische
Mischvolk der Bastarnen entgegen, die sich im Nordosten der Karpathen (Bastarnische
Alpen) und am Dniester bis zu den Donaumündungen hin verbreiteten. Nach langen
Kämpfen mit den Bastarnen blieben die thrakischen Daker des inneren Hochlandes
(Nachkommen der vormaligen Agathyrsen) die unbestrittenen Herren anch des östlichen
Geländes.
Daker und Geten waren gleichsprachige Stämme eines Volkes. Sie werden von
den Alten nur nach den Wohnsitzen unterschieden, indem die Bewohner der Ebene von
den Donaukatarakten abwärts, gleich ihren Brüdern am rechten Donanufer, Geten genannt
wurden, die Bewohner des Hochlandes und des Theißgebietes aber Daker hießen. Seit
dem I. Jahrhundert v. Chr. überwiegt der Name und die Macht des dakischen Stammes.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Band 20
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bukowina
- Band
- 20
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.14 x 21.77 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch