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moldauischen Fürstenthrones. Während seiner langen Regierung wandte er seine volle
Fürsorge der inneren Organisation des durch die letzten kirchlichen und politischen Wirren
gesunkenen Fürstenthums zu.
Die ersten Regierungsthaten Alexanders betreffen die kirchlichen Einrichtungen.
Gleich nach seinem Regierungsantritte schickte er eine Gesandtschaft an den Patriarchen
von Constantinopel, um dem Kirchenstreite ein Ende zu machen. Mit dem Schreiben vom
26. Juli 1401 an den „Großwojwoden von ganz Moldowlachien" erkannte endlich der
Patriarch den während des Kirchenstreites excommunicirten Bischof Josef als Metropoliten
derMoldau an; der zweite excommunicirte Bischof, in Betreff dessen keine Verfügung getroffen
wird, war wohl nicht mehr am Leben. Josef, vormals Bischof von Akkerman, nahm als
Metropolit seinen Sitz in Suczawa, wohin Alexander über Josefs Veranlassung im
Jahre 1402 auch den Leib des heiligen Johannes Novi, jetzt Landespatrons der
Bukowina, aus Akkerman (wo Johannes, Kaufmann aus Trapeznnt, nach der Legende um
1330 das Martyrium erlitten hatte) überführen ließ. Die alte Metropolitankirche, die
auch als Krönungskirche der Fürsten diente, ist als Bau noch erhalten und unter dem
Namen Mirautzer Kirche (biseriea Mrüutilvr) bekannt. Sie war schon vor dem Jahre
1400 zugleich mit dem naheliegenden Fürstenschlosse, dessen Ruinen ein gleichartiges
Baumaterial wie die Kirche aufweisen, erbaut worden. In dieser Kirche wurden auch die
Reliquien des heiligen Johannes Novi aufbewahrt, bis sie in die im Jahre 1522 neu
erbaute Metropolitankirche zu St. Georg übertragen wurden, wo sie sich auch gegenwärtig
befinden. Die Sage erzählt, der Heilige selbst habe sich diese neue Stätte auserwählt,
indem er die alte Metropolitankirche verlassen und sich sammt Sarg in eine hölzerne
Kirche begeben habe, an deren Stelle dann die neue Metropolitankirche erbaut worden
sei. An der Metropolis in Suczawa gründete Alexander auch eine Schule für Fürsteu-
nnd Bojarensöhne, sowie für Cleriker, zu deren Leitung er den gelehrten Mönch
und Kirchenschriftsteller Gregor Tzamblak aus Constantinopel berief. Gregor Tzamblak
(auch „Samvlak" genannt), aus Tirnowa in Bulgarien gebürtig und in Constantinopel
gebildet, kam zuerst im Jahre 1401, bei der Beilegung des Kirchenstreites, als Gesandter
des Patriarchen an den Hof Alexanders. Hierauf, von Alexander ins Land berufen, wirkte
er als Prediger und Lehrer an der Metropolis und verfaßte hier auch das Leben des
heiligen Johannes Novi, bei dessen Übertragung im Jahre 1402 er bereits in Snczawa
domicilirte und eine Panegyrik hielt.
Gleichzeitig mit der Wiederherstellung der Metropolie errichtete Alexander anch
zwei Bisthümer, die der Metropolie von Suczawa untergeordnet wurden. Das eine der
beiden Bisthümer, die bei der Übertragung des heiligen Johannes (wo neben dem Erz-
bischos Josef auch andere Bischöfe, wenngleich nicht namentlich, genannt werden) schon
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Band 20
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bukowina
- Band
- 20
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.14 x 21.77 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch