Seite - 80 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bukowina, Band 20
Bild der Seite - 80 -
Text der Seite - 80 -
80
galt auch das ungeschriebene Gewohnheitsrecht. In den Städten fand zugleich mit
deutscher Stadtverfassung das deutsche (Magdeburger) Recht Verbreitung, das durch
sächsische Ansiedler aus Siebenbürgen in die Moldau gebracht worden war. Von den
Verwaltungsbezirken, Tzinute genannt, in welche die Moldau getheilt war, entfallen
zwei, nämlich der ganze Czernowitzer Tzinut und der größere Theil des Suczawer
Tzinutes auf die Bukowina; zum letzteren gehörte auch der Cämpulnnger Ocol (^ Kreis)
mit autonomer Verwaltung. Wie die autonome Gebirgsgemeinde Cämpuluug mit
ihrem Kreis als landesfürstliches Gebiet, so hatten auch die landesfürstlichen Städte
Suezawa, Sereth und Czernowitz eigene Verwaltung mit grundherrlichen Rechten.
Eine besondere Fürsorge zeigte Alexander auch für die Förderung des Handels und
Verkehres. In der Urkunde, die er den Lemberger Kaufleuten am 8. October 1407
ausstellte, erscheint Suezawa als Mittelpunkt alles Handelsverkehrs, als Stapelplatz und
Hauptzollstation; sonstige Zollstationen waren Sereth und Czernowitz (in dieser Urkunde
zum erstenmale genannt) auf der Handelsstraße nach Lemberg, dann Moldowitza bei der
heutigen Ortschaft Wama ( — Zollschranke) auf der Handelsstraße nach Bistritz. Auch die
Kronstädter Kaufleute erhielten ein Handelsprivilegium, das ihnen für Suezawa einen
günstigeren Zoll als den Lembergern gewährte.
Die guten Beziehungen zu Polen pflegte Alexander bis kurz vor seinem Regierungs-
ende. Er trat auch in ein verwandtschaftliches Verhältniß zum polnischen Königshause,
indem er nach 1417 (dem Todesjahre seiner ersten Gemalin Anna) sich mit der lithaui-
schen Prinzessin Rimgalla, Witolds Schwester und Wtadyslaws Cousine, verehelichte.
Doch schon im Jahre 1421 löste er diese Ehe auf und gab seiner gewesenen Gattin die
Stadt Sereth und das Gut Wolowetz bei Radautz nebst einer jährlichen Rente von 600
ungarischen Ducateu zum Unterhalte. Die Ehescheidung trübte aber das politische Ver-
hältniß zu Polen nicht; im folgenden Jahre schickte Alexander dem Könige Wtadystaw,
wie zuvor in den Jahren 1410 und 1414, ein Hilfscorps gegen die deutschen Ritter, das
sich bei Marienburg hervorthat.
Im Frühjahre 1426 hätte Alexander mit Sigismund gegen die Türken ziehen
sollen. Die moldauischen und polnischen Hilfstruppen warteten bei Braila zwei Monate
lang vergebens auf den Kaiser, der erst im November an die siebenbürgische Grenze kam
und hier über den Winter blieb. Während dessen hob das polnisch-moldauische Hilfsheer
das Lager auf, und als Sigismund im nächsten Frühjahre den Türkenkrieg begann, den
er auch im folgenden Jahre fortsetzte, blieben die Moldauer und Polen aus. Dies nahm
dann Sigismund zum Anlasse, um bei der Zusammenkunft, die er mit Wtadystaw im
Februar 1429 in Lutzk hatte, die Absetzung Alexanders und die Theilung der Moldau
gemäß dem Lublauer Vertrage zu fordern. Wiadyslaw war nicht dafür zu gewinnen. Aber ans
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Band 20
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bukowina
- Band
- 20
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.14 x 21.77 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch