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Der im Jahre 1676 zustande gekommene Friede von Znrawno brachte dem Lande
keine Ruhe, denn mm ging der Krieg mit Rußland wegen der Ukraine los. Für diesen
mußte auch die Moldau Truppen stellen und der Wojwode die Verwaltung des eroberten
Theiles der Ukraine übernehmen, deren Behauptung und Vertheidigung für die Pforte
dem Lande große Opfer auferlegte. Auch bei der Belagerung von Wien (1683) mußten
die moldauischen Truppen unter dem Wojwoden Dura für die Türken kämpfen.
Während dieses letzteren Kriegszuges begannen die polnisch-türkischen Kämpfe in
der Moldau von neuem. Der nach Polen geflüchtete Stefan Petrieeien kam mit polnischen
Truppen, besetzte Suezawa und drang bis Jasfy vor, mußte aber bald wieder das Land
verlassen. Der Krieg zwischen Polen und Türken wüthete dann fort; im Jahre 1685 war
sein Schonplatz vorwiegend am Dniestr und in der Bukowina. Im folgenden Jahre
zog König Johann Sobieski selbst nach der Moldau in der Absicht, das Land zu
erobern, wozu ihm auch die in Ungarn operirende kaiserliche Armee die Hand bieten sollte.
Der Marsch ging abermals durch die Bukowina, und Suezawa wurde wieder von polnischen
Truppen besetzt. Am 16. August zog Sobieski in Jafsy ein und nahm die Huldigung des
Metropoliten uud der Bojaren entgegen, während der Fürst Constan^in Cantemir
sich gegen Süden zurückgezogen hatte. Hierauf drang er bis an die Donau vor, um sich
mit den erwarteten kaiserlichen Truppen zu verbinden. Da aber diese nicht eintrafen,
trat Sobieski schon im September den Rückzng über die Bukowina an. Mit ihm zog
auch der Metropolit Dofitheu, viele Schätze und Urkunden der Metropolis sowie die
Reliquien des heiligen Johannes aus Suezawa mitnehmend (1686). Der Heilige wurde uach
Zötkiew gebracht, woher ihn die Stadt Suezawa unter Kaiser Josef II. zurückerhielt. Bei
feinem Rückzüge ließ Sobieski in Suezawa uud anderen befestigten Plätzen der oberen
Moldau Besatzungen zurück, die in den Jahren 1688 und 1691, als der Polenkönig wieder
das Land mit Krieg überzog, noch verstärkt wurden. Auch Czernowitz nebst mehreren
Orten des Czeruowitzer Districtes und Cämpnlnng (Kimpolung) erhielten polnische
Besatzungen. So ward die ganze Bukowina nebst Chotin unö Neamtz von polnischen
Truppen besetzt. Erst «ach dem Karlowitzer Frieden (1699) räumten diese das Land.
In den Friedensverhandlungen forderte Polen anch die Abtretung der Moldau
und Walachei und versuchte in Betreff der Moldau die letzte Besitznahme und Huldigung
des Landes geltend zu machen. Dieser Forderung wurde aber von kaiserlicher Seite der
entschiedenste Widerstand entgegengesetzt. Kaiser Leopold I. berief sich auf die ehemalige
Zugehörigkeit der beiden Fürstenthümer zur ungarischen Krone und auf feinen Krönungs-
eid, kraft dessen er nicht das Recht habe, diese Nebenländer Ungarns aufzugeben. Die
kaiserlichen Ansprüche gingen vorläufig dahin, daß die Schntzherrschaft über beide Fürsten-
thümer vom Kaiser uud vom Sultan gleichmäßig ausgeübt werde. Angesichts der
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Band 20
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bukowina
- Band
- 20
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.14 x 21.77 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch