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Vorstadt von Constantinopel, verliehen, die hohe Geldsummen dafür boten nnd nach
losester Willkür sehr oft gewechselt wurden. Indem außer dem jährlichen Tribut, der sich
damals mit den obligaten Geschenken auf mehr als 200.000 Thaler belief, für jede
Ernennung in der Regel noch mindestens 100.000 Thaler im ganzen, oft aber viel höhere
Beträge gezahlt wurden, schuf sich die Pforte mit ihren habgierigen Funktionären aus
dem öfteren Regierungswechsel die bequemste Einnahmequelle, während das unglückliche
Land den härtesten Erpressungen seitens dieser Fürstenthumspächter preisgegeben wurde.
Während der Türkenkriege Kaiser Karls VI., welche zu den Friedensschlüssen von
Passarowitz (1718) und Belgrad (1739) führten, sowie im russisch-türkischen Kriege von
1736 bis 1739 war auch die Bukowina Schauplatz kriegerischer Ereignisse.
Als nach den ersten Erfolgen der kaiserlichen Truppen in der Walachei, wo die
Bevölkerung sich ihnen anschloß, auch einige moldauische Bojaren mit ihren an Sieben-
bürgen grenzenden Distrieten sich unter kaiserlichen Schutz stellten, rückten im Winter
1716 bis 1717 kaiserliche Truppen unter einem Rittmeister auch in die Moldau bei
Cämpuluug ein. Sie drangen unter Beistand der kaiserlich gesinnten Bojaren bis Jassy vor,
wurden aber mit Hilfe der herbeigeeilten Türken und Tataren zurückgeschlagen. Hierauf
machte der (zum drittenmal ernannte) Wojwode Michael Raeovitza mit tatarischen
Hilfstruppen im August 1717 über Cämpuluug einen Einfall in Siebenbürgen, an welchen
Zug das sogenannte Tatarendenkmal bei Wama noch erinnert. Noch in demselben
Jahre unternahm dann General Stainville einen Rachezug in die Moldau und zwang den
Wojwoden zur Zahlung einer Kriegsentschädigung. Er fand im Lande einen nicht
unbedeutenden Anhang.
Die von der Bevölkerung der Moldau und Walachei in diesem Kriege wiederholt
angesuchte und von kaiserlicher Seite zugesicherte Befreiung von der drückenden Türken-
uud Fanariotenherrfchaft wurde trotz aller Siege der österreichischen Waffen nicht
verwirklicht. In den Passarowitzer Friedensverhandlungen forderten zwar die kaiserlichen
Bevollmächtigten die Abtretung beider Fürstenthümer. Statt aber, wie angesucht und
zugesichert worden war, an der kaiserlichen Schutzherrschaft über dieselben festzuhalten,
begnügte man sich beim Friedensschlüsse mit der Einverleibung der kleinen Walachei,
wodurch man infolge der Zertheilnng des Fürstenthums zu den nationalen Bestrebungen
in Gegensatz trat. Es war ein politischer Mißgriff, der zur Folge hatte, daß in den
Sympathien der unter türkischem Joche schmachtenden christlichen Völker bald Rußland an
Österreichs Stelle trat. Dies zeigte sich schon im nächsten Kriege von 1737 bis 1739.
Als im Jahre 1737 die österreichischen Truppen in die Walachei und Moldau
einrückten fanden sie die Stimmung im Lande dem Anschlüsse an Österreich weit weniger
günstig, als im vorigen Kriege. Der Fürst und der maßgebende Theil der Bevölkerung,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Band 20
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bukowina
- Band
- 20
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.14 x 21.77 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch