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zu erhalten und insbesondere den in der Nähe commandirenden Offieier zu gewinnen,
damit er und die ihm unterstellten Truppen die Mappirnng ruhig geschehen ließen.
Die beiden Husarenabtheilungen scheinen noch im Mai 1774 in die Moldau
eingerückt zu sein. Sie waren jedenfalls die ersten österreichischen Truppen, die auf dem
Boden der heutigen Bukowina festen Fuß zu fassen suchten. Die wirkliche Besetzung des
Landes wagte der Kaiserhof auch nach erfolgtem Friedensschlüsse ohne die Erlaubnis der
Russen nicht. Doch ließ er auch damals, weil noch nicht einmal hinsichtlich der ostgalizischen
Grenze alle Streitpunkte geschlichtet waren, keine Mittheilung von seinem Vorhaben nach
St. Petersburg gelangen, sondern setzte sich blos mit dem russischen Heerführer, dem
Feldmarschall Grafen Rumjanzow, ins Einvernehmen. Diesem stellte man vor, daß man
durch die Einziehung des kleinen und an sich ganz unbeträchtlichen Districtes nichts
anderes als eine vortheilhafte militärische Position gegen die Türkei zu gewinnen suche,
was dem Interesse Rußlands nicht zuwider laufe. Die Hauptsache werde man
mit der Pforte ganz allein ausmachen, so daß weder für ihn, den Feldmarschall, noch
für seinen Hof jemals irgend ein Nachtheil aus dieser Angelegenheit zu besorgen sei.
Rumjanzow's Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Noch in der zweiten Hälfte des
August wußte man in Wien, daß er nicht nur die Besetzung der neuen pokuzischeu Grenze,
sondern auch die Aufstellung der k. k. Adler zugestand. Mit letzterer sollte man allerdings
bis nach des Feldmarschalls Aufbruch von Jassy warten.
Indessen waren österreichischerseits alle Vorbereitungen zum Einmarsch in die
Moldau getroffen worden. Drei Cavallerieregimenter und fünf Bataillone Infanterie,
insgesammt unter dem Eommando des Generalmajors Gabrie lFreiherrnvonSpl inyi ,
hatten Befehl, zu einem noch zu bestimmenden Zeitpunkte aus Galizien in die neue
Cordonslinie vorzurücken. Diesen Truppen war strengstens ausgetragen, gegen die
Bnkowiner Bevölkerung liebevoll, gegen die Russen höflich und bescheiden zu sein. Als
Hauptquartier war Ezernowitz bestimmt.
Die ersten k. k. Detachements überschritten am 31. August 1774 unter der
Führung des mit den Localverhältnissen bereits gnt vertrauten Majors von Mieg von
Sniatyn aus, wo sich der Obercommaudaut aushielt, die Grenze. Sie erreichten noch an
demselben Tage Ezernowitz. Am 2. September wurden Sereth und Suczawa, tagsdarauf
Kapukodrului im Moldawathal besetzt. Da von jedem Hauptposten einige Mann nach den
wichtigeren Grenzpunkten entsendet wurden, war innerhalb dreier Tage der Cordon vom
Dniestr bis zur Moldawa formirt. Mitte September bestand derselbe aus 400 Mann.
Am 6. und 20. September wurde Thugut von dem Geschehenen unterrichtet. Er
schlug sofort ein energischeres Vorgehen vor. Die Pforte, berichtete er am 3. October,
werde weder durch die Darlegung älterer Rechtsansprüche noch durch die Zurückgabe der
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Band 20
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bukowina
- Band
- 20
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.14 x 21.77 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch