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500 Mitgliedern — bei dem Umstände, als ihre Vorsteher die Erträgnisse der reichen
Stiftungen verpraßten, entweder innerhalb der Klostermauern ein erbarmungswürdiges
Dasein führen, oder sich außerhalb derselben durch allerlei, mit den Ordensregeln
keineswegs immer im Einklang stehende Geschäfte ihren Lebensunterhalt verdienen.
Das war der Zustand der Bukowina, als Österreich von diesem Lande Besitz ergriff.
Teit der Besitzergreifung.
Vom Jahre 1777 bis 1786. — Am Schlüsse jener Denkschrift voll leuchtender
Klarheit, die General Freiherr von Splönyi am 10. December 1774 — also drei
Monate nach dem Einmärsche der kaiserlichen Truppen — der Centralregiernng vorlegte
und in der er sein Reformprogramm entwickelte, hat er mit einem Nachdruck ohnegleichen
auf die Nothwendigkeit einer Erbhuldigung hingewiesen. Es entsprach dies den Ideen
der Zeit und den Anschauungen der damaligen Träger der Staatsgewalt. Er wünschte
gleichsam jede einzelne Person der neugewonnenen Landschaft durch einen feierlichen Eid
der Treue fester an das neue Staatswesen zu knüpfen. Er schreibt jedes wünschenswerte
Detail dieses feierlichen Actes vor, und merkwürdiger Weise ist dann später die Huldigung
genau in derselben Weise vollzogen worden, wie er sie dachte und beschrieb. Bis zur Voll-
streckung seines Programmes verflossen aber fast drei Jahre. Erst nachdem die letzten
Verhandlungen mit der Pforte über die Grenzregnlirnng ihren endgiltigen Abschluß
gefunden hatten, ordnete der Hofkriegsrath im Auftrage der Krone am 28. Juni 1777
die Vornahme der Huldigung an. Diese Feierlichkeit wurde auf den 12. October 1777
festgestellt, Ezernowitz als Huldigungsort bestimmt und der Administrator Freiherr von
Splenyi zum kaiserlichen Eommissär ernannt. Ihm fiel selbstverständlich auch die Rolle
des Ordners der Festlichkeiten zu.
Drei Monate währten die Vorbereitungen zu dem Feste, das der imposanten Kund-
gebung in würdigster Weise entsprechen sollte. Wie ganz verändert gegen die früheren
Zustände mochte ein Fremder die Stadt damals finden. Man weiß, daß das „Städtel"
Ezernowitz nur ein ärmliches Dorf war, das kaum 900 (mit der Vorstadt Rosch zusammen
1620) Seelen zählte und nur wenige gemauerte Häuser, zumeist nur kümmerliche Hütten
besaß. Splenyi's unermüdlicher Sorgfalt war es zu danken, daß es gelang, Unterkunft für
zahlreiche Gäste, für große Truppenabtheilungen aller Waffengattungen und würdige
Stätten für die Vornahme der feierlichen Handlung zu schaffen. Der Platz vor dem
Gebäude des kaiserlichen Commissärs war in einen „schönen Garten" umgewandelt,
geziert mit einer hochragenden Ehrenpforte, mit Obelisken iin Schmucke von Flaggen und
Reisig, mit Pyramiden, die in ihren Feldern große symbolische Bilder nnd auf der
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Band 20
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bukowina
- Band
- 20
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.14 x 21.77 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch