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Die Rumänen.
Zur Zeit der Einverleibung der Bukowina in die österreichischen Staaten bildeten
die Rumänen fast ausschließlich das einheimische Volkselement im Lande; nur derjenige
Theil desselben, der den Namen ^inutul oder Ocolul däinpul-Iun^ului rusesc führte,
war von einem Zweige der Ruthenen, die Hutam oder Huzulen hießen, bewohnt. Die
wenigen armenischen und jüdischen Familien, die damals nur in den Städten und
Marktflecken des Landes Handel trieben, verschwanden in der Masse der rumänischen
Bevölkerung. Diese numerische Überzahl vermochten jedoch die Rumänen nicht bis zum
heutigen Tage zu behaupten. Durch die Colonisirung einiger Gegenden mit deutschen,
slovakischen oder magyarischen Familien, durch die Niederlassung einer Menge aus
Galizieu eingewanderter ruthenischer Arbeiter auf privaten und klösterlichen Gütern, durch
das Zuströmen fremder Handwerker und Kaufleute in die Städte und Marktflecken, durch
die Besetzung der öffentlichen Landesstellen mit aus Galizieu und Böhmen herangezogenen
Beamten und durch die Aufnahme von Fremden in den Privatdienst wurde allmählig
das ursprüngliche numerische Verhältniß der Bevölkerung des Landes immer mehr und
mehr zu Ungunsten der Rumänen alterirt. Die rumänischen Handwerker und Kaufleute
verschwanden zum größten Theile, weil sie der aufkommenden Conenrrenz nicht gewachsen
waren. In den Dörfern aber, wo sich ruthenifche Arbeiter im Übermaße ansiedelten,
besonders in den Galizien näher gelegenen, erlernte die rumänische Landbevölkerung mit
der Zeit die Sprache ihrer rnthenischen Mitbewohner und bediente sich derselben seit der
zweiten Generation auch in der Familie, bis endlich die ursprünglich rumänische National-
sprache ganz aus dem Kreise der Familie verdrängt wurde. Auf diese Weise kam es, daß
gegenwärtig die rumänische Sprache in vielen Dörfern aus dem Verkehre verschwunden
ist und in den Städten uud Märkten eine sehr große Einschränkung erlitten hat.
In gesellschaftlicher Beziehung war die rumänische Bevölkerung des Landes in
Priester und Mönche, Bojaren (dowri), Rnptaschen (ruptayi), Reseschen (re?ssi) nnd
Masilen (Magill, das ist aus den Staatsämtern entlassene, adelige Beamte), Städtler
(täi-Kvvetl, oi'äsem) und Frohnbanern (elacasi) eingetheilt. Die Bojaren, Rnptaschen,
Reseschen und Masilen bildeten den Adel und zugleich mit den Klöstern und Städtlern die
grundbesitzende Classe, während die ans den adeligen und klösterlichen Gütern ansässigen
Grundarbeiter (eläeasl) den besitzlosen Bauernstand ausmachten. Die Bojaren besaßen
als Eigenthum je ein oder mehrere Güter, die Rnptaschen und Masilen aber nur Theile
solcher; die Reseschen hatten kleinere oder größere Liegenschaften. Die Bewohner des
Kimpolnnger Tzinnts (Bezirks) waren Freibauern und nahmen bis zur Einverleibung
der Bukowina in die österreichischen Staaten eine eigenthümliche, mehr vasallenartige
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Band 20
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bukowina
- Band
- 20
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.14 x 21.77 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch