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wenigstens durch eine Weste (camecleiea) und durch ein Paar Überhosen mÄcki-u^i,
pantalom), die Weiber durch einen Rock (kusts) und durch eine Jacke (seurteieä) oder ein
Mäntelchen (eataveieä) zu unterscheiden.
Der Stoss zu den Kleidern und fast alle Kleidungsstücke werden im Hanse selbst
znbereitet. Die rumänischen Franen kleiden das ganze Haus. Und weun die eine oder die
andere wegen Überbürdung nicht im Stande ist, den Hanf, den Flachs oder die Wolle
selbst zu spinnen, so wird eine Spinn- und Federschleißgesellichast (oiaeü cke tois si ck«
Kcki-milUlt) veranstaltet, damit aus diese Weise die Arbeit rascher vor sich gehe.
Die Feldarbeit liegt den Männern ob; doch sieht man auch Weiber ihnen helfen,
so namentlich beim Heumachen, beim Heindeln von Kuknruz nnd Kartoffeln und beim
Einfechsen derselben. Wenn in solchen Fällen die Hausfrau einen Säugling oder kleine
Kinder hat, die sie nicht zu Hause lassen kann, so nimmt sie dieselben mit aufs Feld, bettet
sie irgendwo im Schatten und läßt sie da ruhen, wosern diese die Mutter nicht etwa durch
Weinen oder Aufschreien von der Arbeit abberufen.
Wenn die Wirthe viel Feld zu bebauen oder eine reiche Ernte einzufechseu haben nnd
daher mit den gewöhnlichen Arbeitskräften nicht das Anslangen finden, so veranstalten
sie für einen halben oder für einen Viertel-Tag eine Arbeitanshilfsgesellschaft , eine
sogenannte »clacä«, zu der alle arbeitsfähigen Dorfbewohner, von denen man sich eine
Aushilfe verspricht, Tags vorher eingeladen werden. Sind darunter junge Leute beiderlei
Geschlechtes, was gewöhnlich der Fall ist, so spielen wohl anch Musikanten lustige Weise»
auf, und die Leute greifen eifrig bei der Arbeit zu, um darnach noch Zeit für den Tanz zu
gewinnen, der manchmal bis tief in die Nacht dauert, obwohl am nächsten Tage zeitlich
früh jeder wieder an der Arbeit sein muß. Bei diesen Klakas wird anch Trnnk und Zubiß ver-
abreicht, seltener ein förmliches Mahl, letzteres in der Regel nnr dann, wenn die Arbeit etwa
einen halben Tag gedauert hatte. Am interessantesten sind jene Klakas, die zum Schälen der
Maiskolben (ckeskäcutul päpusoiului) Abends veranstaltet werden, da bei denselben allerlei
Märchen (bnsme, povesti), Anekdoten (poro^äni!), Spässe (sü^ki), Satiren (päcälituri),
Räthsel (similitun), nnd Wortspiele (krünturl limbä), wohl auch Gesaugstücke (ckoino,
tmnteee bati-inest!) zum Besten gegeben werden. Da jedoch bei diesen Klakas die Arbeit
nicht immer znr vollen Zufriedenheit des Eigenthümers ausfällt, so hat dies zu den Redens-
arten lucru cke elaeä — ordinäre Arbeit, vvrdä cle claea — unnützes Gerede, Anlaß gegeben.
Während die Landbewohner ihre ganze Aufmerksamkeit der Feldarbeit zuwenden,
von deren Erträgniß sie sich erhalten und ihre nicht geringen Steuern zu zahlen haben,
beschäftigen sich die Gebirgsleute zunächst mit der Vieh-, besonders mir der Schafzucht.
Zu Beginn des Frühlings, gewöhnlich am heiligen Georg, werden die Lämmer von den
Mutterschafen geschieden Die Lämmer lim?,) werden mit dem übrigen nnmelkbaren
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Band 20
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bukowina
- Band
- 20
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.14 x 21.77 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch