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Schafstande (mieoare, earlani, sterpurl, berdeel) auf eine besondere Gebirgsweide unter
der Obhut eines eigenen Hirten (eSrlänar) geschickt, während die melkbaren Schafe in einer
anderen weidereicheren Gebirgsgegend von mehreren Hirten (eioban!) geweidet werden.
Diese stehen unter der Oberanfsicht eines älteren, in der Schafzucht und Käsebereitung
wohlerfahrenen Mannes sdliei). Hier wird dann auch eine Sennhütte (stknä, eolibä) zur
Käse- und Milchbereitung bloß für die Sommerzeit errichtet. Diese ist aus rohen Balken
mannshoch gebaut, mit einem an der Frontseite offenen Giebeldache versehen, und hat
zwei Abtheilungen, von denen die eine, „cümÄrnie" genannt, zur Ausbewahrung der Milch-
erzengnisse, die andere mit einem Feuerherde aus dem Erdboden in der Mitte als Küche
und als Schlafkammer benützt wird. Dem Oberhirten liegt nicht nur die Oberaufsicht
über die Mannschaft, den Weidestand und den guten Fortgang der Sennerei (stunü)
ob, sondern auch die Käse- nnd Milchbereitung (kaeerea easului si -» Inplelui) und
insbesondere die Vertheiluug der Erträgnisse unter die Theilhaber, wenn die Schafherde
aus Milchschafen mehrerer Besitzer besteht. Für seine Verrichtungen hat er stets neben sich
einen Knaben als Gehilfen (strun»ar), der auch die Schafe, wenn sie zum Melken
eintreffen, in die Melkeinfriedung (tarc) lenkt und sie dann durch mehrere in den Zaun
angebrachte Pferchen (strunZä) den Melkenden in die Hand treibt.
Auf dem Flachlande, wo die einzelnen Bauern wenig oder gar kein Weideland
besitzen, aber dennoch Schafe halten müssen, um Wolle und Schaffelle, Käse und Milch
zum eigenen Hausgebrauche zu gewinnen, treten mehrere Wirthe zusammen und bilden
untereinander eine Sennerei entweder bei sich im Dorfe oder im Gebirge. Der Antheil an
Käse und Milch wird in solchen Fällen nicht nach der Anzahl der in die Senne gebrachten
Schafe, sondern nach der Milch, welche die Schafe bei ihrem ersten Melken geben, bestimmt.
Diese Gesellschastssennereien gehen dann auseinander, wenn jeder Gesellschafter seinen
Antheil und die Hirten ihren Lohntheil erhalten haben, was gewöhnlich Ende August oder
im Laufe des September geschieht.
Solange die Schafe in der Senne verbleiben, ist keinem Hirten gestattet, an
Belustigungen und Tanzunterhaltungen theilzunehmen, weil nach dem Volksglauben in
solchen Fällen die Schafe, die man als geheiligte Thiere betrachtet, entweiht und beschrieeu
werden, ihre Milch verlieren nnd auch mehrere von ihnen zu Gruude gehen müssen.
Während der Sennzeit reiben die Hirten ihren Körper mit Schafbntter ein und
tragen kohlschwarze Wäsche, die sie vorerst in Butter taucheu uud mit Kohlenpulver dicht
bestreuen, und zwar zu dem Zwecke, damit sie von Ungeziefer aller Art, besonders von
den Zecken (cklercluelije, capusi) nicht belästigt werden; die Hemden werden auch gar
nicht gewaschen. Die Hemdärmeln werden während des Melkens aufgeschlagen und an
einem auf den Achseln angebrachten messingenen Knopfe befestigt.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Band 20
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bukowina
- Band
- 20
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.14 x 21.77 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch