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aus der mitgenommenen Flasche einzuladen. Die eingeladenen Gäste begeben sich schon
vor dem Trauungstage, manche aber erst an diesem, zu den Brauteltern, um dieselben
zu beglückwünschen, erscheinen aber hiebet niemals mit leeren Händen, sondern bringen
stets etwas, wie Geflügel, Eier, Butter, Käse, Mehl, gedörrte Früchte oder was sonst zur
Bereitung des Hochzeitsmahles verwendet werden kann, mit sich.
Am Abende vor dem Trauungstage, der in der Regel auf einen Sonntag, seltener
auf einen Donnerstag fällt, schickt zuerst der Bräutigam durch seine Brautführer an die
Braut die vorbereiteten Hochzeitsgeschenke (ckaruri), in BegleitungeinigerBurschen und zweier
oder dreier Musikanten, die unterwegs verschiedene Märsche und Lieder spielen, während
die Überbringer der Geschenke fortwährend Juchhe schreien (ekiue). Sobald man im
Hause der Braut die letzteren herannahen sieht, setzt sich die Braut zwischen ihre Kranzel-
mädchen an den Tisch und erwartet so die Ankunft der Gäste. Diese werden draußen von
den Führern der Braut mit Musik empfangen und in das Zimmer geleitet. Hier überreicht
der Führer die Geschenke. Die gereimte Ansprache, die er dabei hält, ist fast stereotyp und
Braut und Bräutigam werden in derselben stets mit impsrat (Kaiser) und imperateasü
titnlirt. Die Braut erhebt sich, nimmt die Geschenke in Empfang, begrüßt mit einem vollen
Glase den Redner, trinkt aber aus demselben nicht, sondern gießt den Inhalt über den
Kopf nach rückwärts aus, füllt es wieder und überreicht es dem Sprecher. Dieser trinkt
den Eltern der Braut, diese trinken den übrigen Gästen zu. Nach kurzem Schmause, während
dessen die Musik spielt, erhebt sich die Jugend sammt der Braut zu einem Hora-Tanz,
umkreist, sich an den Händen haltend, dreimal den Tisch und begibt sich dann zur Fort-
setzung des Tanzes auf den Hof. Hier verabschieden sich nach einiger Zeit die Abgesandten
des Bräutigams. Bald darauf schickt auch die Braut auf gleiche Weise ihre Hochzeits-
geschenke (sokimbun) an den Bräutigam, die unter demselben Ceremoniel übergeben und
in Empfang genommen werden. Auch hier wird nach dem Schmause getanzt.
Am Trauungstage, wenn die Kirchenglocken den Beginn der heiligen Liturgie
ankündigen, brechen Braut und Bräutigam, jeder von seinem Hause, in Begleitung der
eigenen Hochzeitsgäste und der Musik, der Bräutigam in der Regel zn Pserde, die
Braut aber immer in einem von Pferden oder vier Ochsen gezogenen Wagen (nur im
Gebirge pflegt auch die Braut zu reiten) in die Kirche auf, wo sie dem Gottesdienste
beiwohnen. Nach Beendigung desselben wird das Brautpaar durch die Beistände (nunii
mar!) zum Trauungstische geführt, wo es sich auf einem Teppiche, unter welchen einige
Münzen für den Kirchendiener gelegt werden, aufstellt, während die Beistände mit großen
Kerzen in der Hand hinter demselben stehen. Nun nimmt der Priester zuerst die kirchliche
Verlobung (IvFockna) durch den Ringwechsel (sckiinbarea mslolor) vor, dann die
Trauung (cununis) durch Auflegung der Trauungskronen (cunuiu) auf die Häupter der
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Band 20
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bukowina
- Band
- 20
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.14 x 21.77 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch