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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bukowina, Band 20
Seite - 216 -
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216 eine sehr lange gelbe Wachskerze angefertigt und zu einer Scheibe gewunden. Diese Leichen- kerze (tolaF) ist dazu bestimmt, lim neben dem Kopfe des Verstorbenen bis zu seinem Begräbnisse zu brennen. Der Verstorbene wird gewaschen, mit den von ihm gewünschten Kleidern gekleidet und im großen Zimmer auf die an die Frontseite gestellte lange Wand- bank (lailä) mit dem Kopfe gegen Osten gelegt. Nun stimmen die Angehörigen Klagelieder an, in denen sie ihrem Schmerze um den Dahingeschiedenen Ausdruck geben (doeese). Diese Klagelieder (doeiturl) werden bis zum Begräbniß dreimal des Tages angestimmt: Früh, Mittags und Abends. Die Schmerzensergüsse und die untröstliche Trauer der jungen Frauen, der Mütter und Töchter geben sich besonders beim Hinaustragen des Todten aus dem Hause in erschütternder Weise kund. Überdies gibt es an manchen Orten auch Klage- weiber von Profession (dveitvare). Nun kommen die Verwandten, Bekannten und Nachbarn, um sich von dem Verstorbenen mit den Worten ,vuinnecleü sal lerts — Gott habe ihn selig" zu verabschieden und den Angehörigen Trost zu spenden, bei welcher Gelegenheit sie immer eine gelbe Wachskerze mitbringen, die neben dem Verstorbenen, besonders während der nächtlichen Todtenwache (prive^k) angezündet wird. Über die Nacht weilt im Todten- zimmer stets eine größere Gesellschaft, welche die vorgelesenen Psalmen und die Apostel- geschichte andächtig anhört; wenn das Lesen aufhört, werden entweder Märchen erzählt, oder die jungen Leute veranstalten, um sich die Zeit und den Schlaf zn vertreiben, ver schiedene Todtenspiele. Am dritten Tage wird der Todte in den Sarg gelegt und nach kurzem Gebete des Priesters von den Trägern hinausgetragen, während die Angehörigen die Fenster öffnen, damit die Seele, wenn sie noch im Zimmer und nicht schon neben dem Leichname wäre, entweichen könne. Der Sarg hat immer an der Kopf- oder einer Neben- seite eine Öffnung, damit die Seele durch dieselbe, beim Senken des Sarges in das Grab, entfliehen könne; denn es herrscht der Glaube, daß die Seele bis zu diesem Momente von der Seite des Leichnams nicht weicht. Beim Leichenzuge werden vor dem Priester und dem Leichnam, gewöhnlich in einem Reuter (elur) oder in einer Backmulde (eovata), eigenartig gesonnte Kolatschen mit einem in dem untersten derselben eingesteckten Obstbaumzweige (pom), der mit Früchten und Lebkuchen verziert ist, dann Weizen, in einer großen Schüssel gekocht und mit Honig eingemacht (colivü oder colibä) und eine kleine mit Wein oder Honigwasser angefüllte Flasche (paus) mit der Leichenkerze (tomx) darauf, gleichsam als Proviant (merincke) für die Reise der Seele des Verstorbenen getragen. Beim Heraustragen des Sarges aus dem Hofraume, an den Kreuzwegen und über etwaige Brücken und Stege werden auf dem Boden vor den Sargträgern oder dem Leichenwagen lange Handtücher ausgebreitet, die dann arme Leute für sich aufheben dürfen; auch werden bei
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Bukowina, Band 20
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Bukowina
Band
20
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1899
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.14 x 21.77 cm
Seiten
546
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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