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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bukowina, Band 20
Seite - 222 -
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222 können, werden auf den Herbst, in die sechs Wochen vor Advent, verschoben; während des Sommers finden nur selten Trauungen statt. Eine Persönlichkeit, von der jeder Rumäne etwas zu erzählen weiß, ist die baba voeliisa. Diese ist eine mehr mythische als christlich-kirchliche Gestalt. Sie wird als ein sehr altes Weib gedacht, das den Winter vorstellt, auf den höchsten Bergen der Karpathen seinen Wohnsitz hat und der Kälte wegen mit mehreren Pelzen gekleidet ist. Naht nun ihr Festtag, der kirchlich auf den 1./13. März fällt, so steigt sie von den Gipfeln der Berge herab und beginnt 3, 6, 12, 24 oder 36 Tage vorher, je nachdem sie mehr oder weniger Pelze angehabt hatte, je einen derselben von sich abzuwerfen; dies äußert sich in den Stürmen und dem Gestöber, die um die Frühlingsnachtgleiche eintreten. Nach dem Volksglauben müssen solcher Sturm- und Gestöbertage ebensoviele ihrem Festtage folgen, als ihrer vorangegangen waren. Diese werden dann ,äils1e dabei voekiel (— Tage der daba voclüea)* genannt. Der Tag des heiligen Alexius (17./29. März) gilt als der Frühlingsanfang; man glaubt, daß an diesem Tage die Poren der Erdrinde sich erweitern, damit durch dieselben die lebenden Wesen, die den Winter in der Erde zugebracht haben, hervorkriechen können. Die Bienenstöcke werden untersucht und, wenn die Witterung es erlaubt, hinausgetragen, auch Vorkehrungen zur Bebauung der Felder getroffen. Auf eine besondere, feierliche Weise wird der Pflug zum ersten Male auf das Feld geführt. Vier Ochsen werden an dem im Hofraume des Hauses fertiggestellten Pfluge eingespannt. Ein kleines Kind hält vorne das um die Hörner des ersten Ochsenpaares gelegte Seil in der Hand. Der Ochsentreiber stellt sich mit der Peitsche in der Hand an die linke Seite des zweiten Ochsenpaares. Der Führer des Pfluges hält rückwärts in der einen Hand den Pslnggriff (cornul pluAului) und in der anderen die Pflugreute. Nun tritt aus dem Zimmer die Hausfrau mit einer Schüssel voll brennender Kohlen, worauf Weihrauch gestreut ist, und an deren Rand Brotstücke gelegt sind; ihr folgt der Mann mit einer, oben mit einem Kolatschen decorirten Kanne frischen Wassers, worin Weihwasser gegossen wurde, in der einen, und mit einem Basilien- stranße in der anderen Hand und besprengt den im Aufbrechen begriffenen Pflug, während die Frau dreimal um denselben geht. Zuletzt werden die auf der Schüssel befindlichen Brotstücke den Ochsen zu fressen gegeben, während der Kolatsche unter die Pflugleute vertheilt wird, auf daß Gott reichliche Ernte verleihe. Das siebenwöchentliche Ostersasten (a^'unul oder postul csl inare, ajuuul paresimei) wird, sowie das zweiwöchentliche Fasten vor Mariaentschlafung (asuuul oder postul Santa- Uariel) und der sechswöchentliche Advent (a^unul oder postul Lräeiunului), von Groß und Klein sehr strenge gehalten. Sogar in Krankheitsfällen, selbst mit priesterlicher Erlaubniß, getraut sich kein alter Mann und keine Frau Fleisch-, Milch- und Butterspeisen
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Bukowina, Band 20
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Bukowina
Band
20
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1899
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.14 x 21.77 cm
Seiten
546
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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