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werden am Chardonnerstage die beschriebenen (vaüe impistrile) nnd einige unbeschriebene
Eier (inerisoare) verschieden gefärbt, die meisten derselben auch gekocht. Am Samstage
bereitet man den Braten und die Paskakuchen, von denen wenigstens einer mit dem Oster-
krenze versehen sein muß. Die Schalen der Eier, die man zur Bereitung der Osterkuchen
verwendet, werden in ein fließendes Wasser geworfen, um von den Wellen weithin zu jenen
Völkern getragen zu werden, die man nennt, und denen man, da sie ans
Mangel an Priestern nicht wissen, wann sie die Ostern feiern sollen, auf diese Weise Kenntniß
von der Ankunft der Ostern geben will. Paskakuchen und Ostereier spielen unter den Speisen
die Hauptrolle. Einige davon werden mit etwas Speck zur Weihe in die Kirche getragen,
wo gleich nach Mitternacht die Auferstehung gefeiert, die heilige Liturgie celebrirt und
bis 6 oder 8 Uhr beendigt wird; je ein Stück der geweihten Speisen bekommt der Priester,
das Übrige wird nach Hause gebracht. Die Verwandten und Bekannten in der Kirche,
vorzüglich bei dem während der Ostern stattfindenden Glockengeläute und Brettklopfen
(waeä), und die Familienglieder zu Hause grüßen einander mit dem Zuspruchs „Ili-isw?
a invial! — Christus ist auferstanden!" und mit der Erwiderung ,^cieverat eä a Znvmt.
— in Wirklichkeit ist er auferstanden" und pecken (tetschen — eioovesc) dann je zwei Eier,
auf daß die Knospen aufspringen, neues Leben und neue Blumen auf Erden entstehen, und
sie alle froh und munter bleiben. Das angeschlagene Ei gehört immer dem Besitzer des
stärkeren Eies. Mit den früher erwähnten Worten grüßt man sich gegenseitig auch beim
Begegnen bis zur Himmelfahrt Christi.
Am Ostersonn- und Montage kommen die verheirateten Söhne und Töchter, die
Täuflinge und die Traukinder ilinil) zu den Eltern, respective Pathen, mit je drei Oster-
kuchen und sechs Eiern auf Besuch und erhalten beim Weggehen zwei Osterkuchen und vier
Eier als Gegengeschenk.. Am Ostermontag und am Osterdienstag besuchen sich in gleicher
Weise gegenseitig die Bekannten und Freunde. Bei diesen Besuchen werden gegenseitig
Eier angeschlagen.
Damit die allgemeine Freude unbeschränkt sei, gedenken die Familienhäupter
auch ihrer verstorbenen Angehörigen. Es herrscht nämlich der Glaube, daß Christus die
ihrer Sünden wegen zu Höllenstrafen bestimmten Seelen jedes Jahr am Ostersonntage
besuche und einige derselben, für welche die Kirche intervenirte, und in deren Namen die
Angehörigen Gutes gethan hatten, von der Strafe befreie. Daher läßt fast jedes Familien-
haupt für die Seelen der Verstorbenen während des Osterfastens an den sechs ersten
Samstagen (sambetele mortilor) und am Chardonnerstage bei der heiligen Liturgie
Gebete lesen. Man glaubt, daß während der ganzen Osterwoche (septeniana luminatä)
der Himmel oder das Paradies offen stehe, und daß alle, die in dieser Zeit, insbesondere
während der ersten drei Tage, sterben, in den Himmel aufsteigen.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bukowina, Band 20
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bukowina
- Band
- 20
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1899
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.14 x 21.77 cm
- Seiten
- 546
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch